Sven Späters Wortgrotte
 
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Prinz Admin von Buren und die Forentrolle
Es begab sich zu jener Zeit, als die Welt noch jung und die Weiten des Sternenmeeres fast unbereist waren. In dieser Zeit herrschte über das Land der standfesten Leitungen ein junger Prinz, dessen Vater nur mehr als Berater seines Sohnes in Erscheinung trat, denn er war alt und müde. Es hieß sogar, der König würde sich in den Nächten gedruckten Büchern hingeben.
Der Prinz mit Namen Admin von Buren herrschte weise und gütig über sein Reich Foruminia. Seine Untertanen liebten ihn, die verwegenen und tapferen Mod-Ritter ehrten ihren Herrn und sorgten allerorts für Recht und Ordnung. Man erzählte sich gerne die Geschichten über die Heldentaten des Prinzen, der die letzten Pixel-Drachen verjagt und auch gegen die Polygon-Bestien bestanden hatte. Mut und Kampfgeschick bewies Prinz Admin von Buren immer und immer wieder in epischen Online-Schlachten gegen andere Königreiche.
So lebten alle in Glück und virtuellem Wohlstand, bis … ja, bis eines Tages Unruhestifter in Foruminia auftauchten. Zuerst glaubte jeder, es seien friedliche Siedler, die sich gerne austauschen würden, doch bald schon säten sie Missgunst und Streit unter den Untertanen. Die Mod-Ritter versuchten ihr Bestes, der drohenden Gefahr Herr zu werden - ohne Erfolg. Immer dann, wenn sie mit der Macht des Knopfes einen dieser Tunichtgute auf alle Zeit verbannten, kam wieder ein neuer Stänkerer, der noch schlimmer als der entfernte zu sein schien.
Tag und Nacht zerbrach sich der Prinz den Kopf, wie er Foruminia retten konnte, bevor sich alle untereinander zerstritten, doch es wollte sich ihm keine Lösung offenbaren.
Eines Tages klopfte es an die Zimmertür des Prinzen. Er öffnete und wurde von einem geheimnisvollen Fremden begrüßt: „Guter Prinz von Buren, ich bin fahrender Programmierer und habe von Euren Problemen gehört. So kam ich zu Euch, um Euch zu helfen.“
Tränen der Freude flossen aus den Augen des Prinzen, so dass er sich einige Male die Brille an seinem Regenbogenpullover säubern musste. „Guter Mann“, sagte der Prinz, „wenn Ihr eine Antwort wisst, wie ich mein Volk vor diesen garstigen Gesellen schützen kann, so lasst es mich wissen. Es soll Eurer Schaden nicht sein. Ich biete Euch kostenlose Mitgliedschaft in allen Online-Rollenspielen, die Ihr Euch nur vorstellen könnt. Auch sollt Ihr die Erlaubnis erhalten, Foruminia als Chefprogrammierer weiter zu entwickeln.“
Der Fremde nickte freundlich und meinte: „Nun, auch wenn der Lohn verlockend erscheint, so kann ich doch nicht bleiben, denn noch andere Königreiche bedürfen meiner Kunst. Doch hört, was ich zu sagen habe. Eure Feinde müsst Ihr in der realen Welt ausfindig machen, denn Ihr seid von Forentrollen überrannt worden.“
Heiß und kalt wurde es dem Prinzen, denn er hatte die Existenz dieser Wesen immer für Ammenmärchen gehalten. Aus seinem Bündel zog der fahrende Programmierer ein Büchlein und reichte es Prinz Admin von Buren.
„Nehmt, guter Prinz. Nehmt dieses Buch und reist damit in das Tal des Silikons. Dort, in einem prächtigen Schloss, werdet Ihr Wilhelm treffen, den Herrn der Tore. Gebt ihm dieses Buch und bittet ihn um seinen Beistand.“
Neugierig öffnete der Prinz das auf echtes Papier gedruckte Werk und runzelte seine Stirn. „Was soll das sein?“, fragte er ungläubig. „Ich verstehe diese Sprache nicht.“
„Vertraut mir“, meinte der Programmierer lachend. „Es ist die Programmiersprache unserer Ahnen, längst vergessene Befehlszeilen. Gebt Wilhelm einfach das Buch und sagt, dass Euch ein fahrender Programmierer schickte, der selbst das Vista Fenster gemeistert hat.“
Mit diesen Worten verabschiedete sich der Fremde und Prinz Admin von Buren machte sich sogleich auf die beschwerliche Reise jenseits des Internet.
Im Tal des Silikons angekommen war es nicht schwer, den prunkvollen Palast auszumachen. Er läutete an der Eingangstüre und bald öffnete ihm ein Mann mit blondem Haar und schmucker Brille.
„Seid Ihr Wilhelm?“, fragte der Prinz unsicher.
„That's true“, entgegnete ihm der Hausherr in breitem Englisch. Doch er wusste, dass der Prinz aus einem anderen Land kam und versuchte sich in dessen Sprache: „Hier nennt man mik Bill, Master of the Gates.“
Prinz Admin von Buren erzählte dem Erz-Entwickler von den Forentrollen und seiner Begegnung mit dem fahrenden Programmierer. Er vergaß auch nicht zu erwähnen, dass dieser das Vista Fenster beherrscht hätte. Wilhelms Augen wurden groß. Sofort verlangte er von dem Prinzen, das mysteriöse Buch zu sehen. Als der Entwickler die ersten Seiten durchblätterte, wurde er blass und sein Blick verriet Ehrfurcht.
„Holy system“, flüsterte Wilhelm, „that's BASIC!“
Er legte dem Prinzen eine Hand auf die Schulter und sagte: „Come in. Sei mein Gast und we all werden dir eine weapon gegen diese Trolle entwickeln. In einem year und einem day soll sie fertig sein.“
Bevor Wilhelm, der Herr der Tore, seinem Gast das Zimmer zuwies, stellte er dem Prinzen die anderen Magier im allmächtigen Rechenzentrum vor. Admin von Buren staunte nicht schlecht als er sich den Legenden der Computerspielewelten gegenüber sah: Will Wright, Peter Molyneux, Roberta Williams und wie sie alle hießen. Nun fasste der Prinz Mut, denn bald würde er sein Königreich retten können.
„Ein year und ein day“, erinnerte ihn Wilhelm. „Sei bereit.“
Nach 14 Jahren und 354 Tagen trat Wilhelm wieder vor den Prinzen, der sich in der Zwischenzeit aus der Ferne um sein Volk gekümmert und versucht hatte, die Gefahr in Grenzen zu halten.
„Allright, wir sind fertig. Es mag etwas more time gebraucht haben, aber wir mussten viele Bugs entfernen.“
Wilhelm gab dem Prinzen einen Handschuh und eine helmartige Brille: „Dies sind der Glove … der Handschuh des Universalspiels und die Brille der Wahrheit. Nun travel to the trolls und kick denen in die butts.“
Nach langer Suche fand der Prinz endlich den Unterschlupf der Unholde. In einem schäbigen Reihenhaus hatten sie sich eingenistet und versuchten von dort die Internetwelt und Forenreiche zu erobern. Sie machten nicht einmal vor Online-Spielen halt, in denen sie als nervige Spielerschlachter in Erscheinung traten und jedem den Spaß verdarben.
Admin von Buren wunderte sich, als er seinen Feinden gegenüberstand, denn es handelte sich lediglich um vier schmächtige Männer mit pickligen Gesichtern, angeführt von einem dümmlich dreinblickenden, ebenso pickligen Ex-Programmierer. Der Programmierer stellte sich dem Prinzen in den Weg: „Dann hast du uns also gefunden, Prinz. Nun werden wir dich vernichten.“
„Ihr seid ja gar keine Ungeheuer und außerdem seid ihr nur zu viert. Aber in Foruminia gibt es mittlerweile mehr als tausend Trolle.“
Einer der Trolle lachte laut auf: „Weißt du denn nicht, dass wir dem Gott der Fakeprofile dienen. Du siehst nur vier, doch wir sind Legion.“
„Nun, dann stellt euch dem Kampf“, sagte der Prinz und schloss Brille und Handschuh rasch an den Server der Trolle an. Als er durch die Brille schaute, erkannte er das wahre Äußere der Bande. Riesige Monster mit langen Beinen und Armen, hässlichen Gesichtern und spitzen Ohren. Sie grinsten bösartig und schon fand sich der Prinz in einem virtuellen Universum wieder. Um ihn herum waren zerfallene Ruinen und ein unsauber gezeichnetes Waldgebiet mit vielen Grafikfehlern. Selbst der zu sehende Fluss verfügte über keinerlei Animationen, nur vier Monster bewegten sich hier. Ein gigantischer Drache, ein wutschnaubender Ork, ein grässliches Weltraummonster und ein Roboter mit Raketenarmen.
Zuerst wusste der Prinz nicht, welche Waffe er denn nun wählen sollte, doch da drang die Stimme des fahrenden Programmierers in sein Ohr: „Ramme den Handschuh tief in den Boden und warte ab.“
Der Prinz gehorchte, obschon er sich nicht vorstellen konnte, wie das die verwandelten Trolle aufhalten sollte.
Sie setzten zum Angriff an, aber dann geschah es. Um den Handschuh herum veränderten sich die Texturen der Landschaft und zu wirren Zahlenreihen. Rasch breitete sich dieser Effekt aus und die Trolle hielten inne, starrten entsetzt zu dem Geschehen.
„Ein Virus“, brüllte der Kampfroboter. „Er hat unseren Server mit einem Virus verseucht. Schnell, rettet die Daten.“
Zu spät, denn der übersehene Bug hatte sich bereits in jede Systemdatei gefressen und überhitzte die Platinen. Rauchend ging der Trollserver zugrunde und zurück blieben nur vier einfache Nerds, die all ihr Hab und Gut in diesen mächtigen Server gesteckt hatten.
Prinz Admin von Buren kehrte in sein Zimmer zurück und verkündete in ganz Foruminia, dass die Forentrolle nun keine Gefahr mehr darstellten. Die User und Mod-Ritter bejubelten ihren Herrscher und es begann erneut eine Zeit der guten Kommunikation. Und wenn die Trolle nicht wiedergekehrt sind, chatteten die Foruminianer in Frieden bis zum Kollaps der Telefonleitungen.
Doch dies ist eine andere Geschichte.
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