Sven Späters Wortgrotte
 
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Gedichte bis Ende 2009
 


Bruder Eiche

Bruder, sei mir eine Stütze,
denn die Wanderschaft war lang.
Dein mächt'ger Stamm mich schütze,
bei dir wird mir nicht bang'.

Wenn Belenus das Feuer nährt
am blauen Himmelszelt,
ist dein Blattwerk Goldes wert,
da es die Kühle hält.

Erzähle mir von alten Zeiten,
die ich nie durchleben konnte.
Erzähle von den Festlichkeiten
als das Geistervolk hier wohnte.

Hüte diesen großen Wald
und wahre alles Leben,
denn ich fürchte, allzu bald
wird es kein neues geben.

Bruder, oh, verzeihe mir,
denn ich bin auch nur Menschenkind.
Geb' mich hin der üblen Gier,
da wir Menschen schwächlich sind.

Doch ich spreche diese Worte,
sage dir, ich bin dir treu.
Gehör nicht zu der falschen Sorte,
da ich mich an dir erfreu'.

***

Zu den Feenhügeln

Längst vergangen scheint die Zeit,
in der ein Mensch das Leben ehrte.
Gefangen nun in Sittlichkeit,
vergessen sind die alten Werte.

All die Götter sind vertrieben,
warten in der nächsten Welt.
Spötter haben sie beschrieben
als Traum, der bald am Kreuz zerschellt.

Doch Feen halten das Geschick
der Menschen fest in ihren Händen.
Flehen wir um stetes Glück,
wär's schön, wenn wir's bei ihnen fänden.

Jedes Leben wird genährt
an ihrer grünen Brust.
Eben noch so unbeschwert,
nun quält uns der Verlust.

Doch wer die Augen offen hält
und sein Herz befreit,
der weiß, dass alles, das zerfällt,
zum leben war bereit.

Die Pforten sind noch immer da,
doch sind sie gut verborgen.
Worten folgen Taten gar,
es folgt der Nacht das Morgen.

Was heute tot erscheint,
ruht nur in sanfter Stille.
Erfreute einst, was uns vereint,
fehlt heute diese Fülle.

Ich singe deine Melodie
und weiß, du horchst bedächtig.
Bezwinge meine Lethargie,
sie wurde übermächtig.

Und hältst du mich in deinem Arm,
so ist der Kreis vollkommen.
Fällst und stehst ganz ohne Harm,
ganz gleich, was dir genommen.
 
***
 
Das Kind in der Kammer 
 
Stets verschlossen halte die Kammer
und verstecke den Schlüssel gewissenhaft.
Missachte des Nachts ihr lautes Gejammer,
sonst raubt sie dir den Lebenssaft.

Durch eine Luke wird das Mahl gereicht,
so ist es Brauch in diesem Haus.
Wenn das Kind aus der Kammer entweicht,
ist's mit allen im Dorfe aus.

Ihre Gier nach rohem Fleisch
lässt ihr keine andere Wahl.
Ihre Zähne, denen der Haie gleich,
bringen den Tod nach endloser Qual.

Die Klauen reißen jeden in Stücke,
dem sie auf der Jagd begegnet.
Und ist meine Tochter vergessen vom Glücke,
so ist sie doch rein und wahrlich gesegnet.

Ich möchte sie nicht missen, dies' Ungetüm,
ist sie doch das Kind treuer Liebe.
Mag sein, sie scheint recht ungestüm,
doch folgt sie nur dem natürlichen Triebe.

***
 
Ein besonderer Wein 
 
Ein jeder Baum so voller Kraft,
erweckt den Traum mit Leidenschaft.
Den Träumenden soll er beschenken,
mit schäumendem Weine bedenken.

Aus dem Kelch, der dir gereicht,
schmeckst du, welch ein Trank dem gleicht,
der wonnenweich die Kehl' befeuchtet
und sonnengleich das Sein erleuchtet.

Der Nektar mag dir Gutes tun.
An diesem Tag darfst du gern ruh'n.
Der Gebende wird nun empfangen,
denn Strebende zum Wohl gelangen.

Sei bereit, wenn bald Liebe naht.
Bewahre sie, denn die gute Tat
wird Sinnlichkeit in dir entfachen,
die Dringlichkeit und Hast bewachen.

***
Hilfsbereit
 
Eine Reise in die „Dritte Welt“,
dort scheint die Not fatal.
Ein Bild mit Kindern – das gefällt.
Es nützt der Wiederwahl.

Eine Szene aus dem Leben,
Betroffenheit hat Konjunktur.
Heuchelei wird’s immer geben.
Tag für Tag, rund um die Uhr.

Autogramme schnell verteilt,
sind wichtiger als Brot.
Wen der Hungertod ereilt,
ist frei von aller Not.

Was denen fehlt ist Religion,
Büros und auch ein Carepaket.
Hilfsbereite Obsession,
damit's den Reichen besser geht.

***
 
Kreuzträger
 
Tragt euer Kreuz in der Schlacht,
die ihr allein entfacht.
Tränkt das Holz mit rotem Blut,
wähnt euch edel, stark und gut.

Ruft ihn an mit steter Klage,
dass verdorben sind die Tage.
Ihr seht das Dasein nur als Qual,
da man euch das Schöne stahl.

Das Himmelreich ist euer Ziel,
vom Leben haltet ihr nicht viel.
Ihr sterbt so gern in seinem Namen.
Er schweigt so still, hat kein Erbarmen.

Glaube hat euch kalt gemacht.
Worte, die der Mensch gebracht.
Er will euch nicht mehr hören,
sieht euch sein Werk zerstören.

Die Welt formte er nicht allein,
doch soll er euer Vater sein.
Ihr fürchtet ihn und seine Rache,
schadet ihm aufs Tausendfache.

Bei den anderen wartet er,
bis ihr euch nach dem Verzehr
falscher Worte wieder besinnt
und der Hass in euch zerrinnt.

***

Spuren im Schnee

Schritt für Schritt,
kommst nie zum schlafen.
Nimmst jeden mit,
die Schlechten, die Braven.

Den Spuren im Schnee
darf man nicht folgen.
Sei still und steh
im Schatten der Wolken.

Ihre Augen, so klar,
versprechen dir Glück.
Komm ihr nicht zu nah,
du kehrst nie zurück.

Im weißen Kleid
schreitet sie stumm.
Solange es schneit,
geht sie um.

Kein frommes Gebet
kann sie erlösen.
Kommt und seht
die Wurzel des Bösen.

***
 
Ein Hochzeitszug im Herbst

Es war ein Tag, so wunderschön
im herbstlichen Gewande.
Die Sonne ließ sich gerne sehen,
ich streifte durch die Lande.

All die Ähren standen golden
auf den großen Feldern.
Mir wurd' die Tagesplag' vergolten.
Oh, bunte Pracht in Wäldern.

Auf dem Feldweg blieb ich stehen,
schaute in die Ferne.
Ein Hochzeitszug war dort zu sehen,
dem folgte ich doch gerne.

Spielleut' vor dem Wagen,
darauf das stolze Paar.
Ich wollte zwar nicht klagen,
doch wurd' mir sonderbar.

Als mich der Zug erreichte
im hellen Sonnenschein,
mein Antlitz gleich erbleichte,
es fror mir im Gebein.

Diese dürren Glieder,
in Kleidern, viel zu groß,
hüpften auf und nieder,
aus Knochen war das Ross.

Jeder Totenschädel
grinste voller Freud'.
Tot war'n Bub und Mädel
und auch die Eheleut'.

Selbst ohne ihre Augen
sahen sie mich an.
Zum Held mocht' ich nicht taugen,
doch stand ich meinen Mann.

Der Bräutigam entbot
mir mit dem Hut den Gruß.
Die Braut, in ihrer Not,
kratzte mit dem Fuß.

Sie konnte nicht erröten,
denn dazu bräucht' es Haut.
Auch Blut wär da von Nöten.
Ach, Leute, wie's mir graut.

Man reichte mir ein Glas,
ich lehnte dankend ab.
Sie zeigten mir die Nas'
und nickten einmal knapp.

Ich stand als sei ich Stein.
Vorüber zog die Schar,
die nur aus bleichem Bein
und Kleiderfetzen war.

Hinter einem Feld
sah ich sie entschwinden.
Um gar nichts in der Welt
will ich sie wieder finden.

***
 
Auf der Jagd

Ihr Jäger, obacht, es ist Nacht.
Habt ihr an alles auch gedacht?
Seid ihr wirklich gut gerüstet
oder habt ihr euch doch nur gebrüstet
mit Wissen, das so dürftig scheint,
dass schon Frau Luna um euch weint?

Folgt jeder Fährte, die ich legte.
War's ein Reh, das sich dort regte?
Ich warte still im Hintergrund,
schenke euch manch blut'gen Fund.
Bringe euer Blut zum frieren,
begleite euch auf allen Vieren.

Sobald die Nerven blank gerieben,
wird das Spiel vorangetrieben.
In jedem Schatten sucht ihr mich,
ängstigt euch so fürchterlich.
Ist der Hintermann verschollen,
wird manch einer fliehen wollen.

Ich treibe euch tief in den Wald,
ein Geheul erklingt alsbald.
Ihr achtet nicht mehr auf die Gruppe
und zersprengt ist rasch die Truppe.
Den Wolf in mir jagt ihr nicht heute,
in dieser Nacht seid ihr die Beute.

***
 
12 Leben

Des Meisters Hand entbot den Gruß,
das Haupt beugte er nicht.
Der Fürst schritt in den Drudenfuß
und verbarg sein fahles Gesicht.

Schon viele Jahre weilte er auf Erden,
herrschte übers Fürstentum.
Wollt' nie der Würmer Nachtmahl werden,
wollt' ewig sein in Glanz und Ruhm.

Doch die Zeit, sie macht nicht halt,
vor Bauern, wie vor Herren nicht.
Ein jeder Mensch wird einmal alt,
ein jedes Leben einmal bricht.

Nun lebte in dem Reich des Fürsten
ein Meister alter Zauberkunst.
Den würde es nach Golde dürsten,
wollt' man erbitten seine Gunst.

Doch der Meister schlug es aus,
brauchte nicht die güld'ne Pracht.
„Bring deinen Sohn zu meinem Haus
und komm vor Mitternacht.“

Des Fürsten Erben wurd' gegeben
an den Gevatter, des Alten statt.
Der schenkte dem Herren neues Leben,
es wurd' die runzlig' Haut so glatt.

Als Jüngling in den besten Jahren
verließ der Fürst des Magiers Heim.
So konnte er die Jugend wahren
und pflanzte einen neuen Keim.

Nun stand der Fürst zum zwölften Mal,
umringt von schwarzen Kerzen.
Der zwölfte Erbe kam zu Fall,
dem Fürst wurd' kalt im Herzen.

Verjüngt und voller Tatendrang
wollt' der Herr entschwinden.
„Ach, Meister, was Euch da gelang,
wird man nicht sonstens finden.“

„Fürst, dies ist die letzte Nacht,
der Gevatter steht noch auf der Schwelle.
Du hast dich selbst zu mir gebracht,
machst dich zu meiner Lebensquelle.“

So war's vom Zauberer gesprochen
und des Gevatters kalte Hand
fuhr durch des Fürsten Knochen,
so dass den Tod er fand.

Dieses eine Fürstenleben
war dem Schnitter zwölfe wert.
Sie wurden alle dem Meister gegeben,
es hat ihm tausend Jahr' beschert.

***
 
Untergangsprophet

Das Ende ist nah,
die Welt geht unter.
Wenn bisher nichts geschah,
liegt's vielleicht mitunter
an einem kleinen Wort,
ganz falsch übersetzt
oder beim Ort
wurd' sich verschätzt.

Oder vielleicht,
das wär fatal,
war die Rechnung zu leicht,
verkehrt eine Zahl.
Auf jeden Fall,
das weiß ich genau,
gibt’s einen Knall.
Darauf ich vertrau.

Das Ende ist nah.
Wenn nichts passiert,
bleibt es doch wahr,
das ist garantiert.
Bald wird die Erde
gänzlich zerfallen.
Ja, ich werde
mich daran krallen.

***

Der Weihnachtsteddy

Es ist ja jedem wohl bekannt,
dass in der schönen Weihnachtszeit
der Weihnachtsmann hat allerhand
zu tun, bevor das Fest bereit.

Geschenke wollen, hübsch verpackt,
Kinderherzen hüpfen lassen.
Die Stiefel, sauber und gelackt,
müssen auch zum Mantel passen.

Doch leider hat der Weihnachtsmann
einen schlimmen Husten.
Muss ständig niesen, dann und wann
auch schnauben und auch prusten.

Du liebe Güte, was soll werden,
wenn der Mann mit Rauschebart
nicht kommen kann zu uns auf Erden,
nicht unternimmt die lange Fahrt?

Plötzlich raschelt es im Säckchen,
das für alte Dinge gut.
Herausgerollt kommt gleich ein Päckchen,
in dem vergess'nes Spielzeug ruht.

Man hört's im Innern kratzen,
sieht bald darauf ein kleines Loch.
Den kleinen runden Tatzen
folgt ein Teddyköpfchen noch.

Der kleine Bär beklagt nicht
die Arbeit, die er sieht.
Er packt rasch zu, verzagt nicht,
bis sich der Schlitten biegt.

Ein Mäntelchen gefunden,
ein rotes Mützchen auch.
Soll Weihnachtsmann gesunden,
es leidet nicht der Brauch.

Der Teddy auf dem Schlitten
ruft fröhlich: „Ho! Ho! Ho!“
Das Bärchen muss nicht bitten,
die Rentier' tun's auch so.

Auf geht’s in die Lüfte,
in die heil'ge Nacht.
Weihnachtlich, die Düfte,
der Teddy hat's vollbracht.

Er hüpft in die Kamine,
macht Kinderherzen froh.
Schenkt Naschwerk, Mandarine
und Spielzeug, sowieso.

Bald ist der Schlitten leer,
zurück zum Weihnachtsland.
Den Weihnachtsmann freut's sehr,
das sich Vertretung fand.

Und fortan, Jahr um Jahr,
sitzt Teddy mit an Bord.
Erfreut die Kinderschar
und zieht von Ort zu Ort.
 
***

Das Gesicht im Spiegel
 
Tag für Tag sieht es mich an,
kennt all meine Fehler,
weiß von meinen Schwächen.
Schweigt still und weiß, ich kann
mich drehen und mich winden
vor den Spiegelflächen,
ich bleib in seinem Bann.
 
***

Die Braut des Dämonen
 
Du siehst mich stets im Schatten gehen,
siehst mich in dunklen Ecken stehen.
Mein strenger Blick in deinem Rücken
lässt mich dich immer tiefer drücken.

Wenn Winterwinde drohend stöhnen,
hörst du mich dein Leid verhöhnen.
Mit einem lauten Donnerhall
bin ich fort und überall.

Wolkentränen auf der Haut
sind dir allzu gut vertraut.
Doch heute fällt der Regen rot,
bringt statt der Frische nur den Tod.

Selbst hast du mich doch gerufen.
Nun sitzt du weinend auf den Stufen
zum Portal, das erst geschlossen,
wenn Lebenssäfte sind geflossen.

Als Braut hast du dich mir versprochen,
du hast mit deinem Gott gebrochen,
du hast dem Guten dich entsagt,
dich immerfort darob beklagt.

Nun nimm den Ring, den ich dir reiche.
Mit euch Menschen ist es stets das Gleiche.
Versprechen gebt ihr, ohne Rast,
die ihr dann brecht, so wie's euch passt.

Den Kontrakt hast nur du diktiert,
und nun bist du die, die sich ziert.
Ich bin sie leid, die Litanei.
Halt dein Wort und bleib dabei!

Deine Seele ist für immer mein.
Und magst du auch nicht willig sein,
so ist die Wahl dir längst genommen,
denn du musst heute mit mir kommen.
 
***
 
Ich bekenne
 
Ich bekenne mich zum Menschsein.
Es macht mich nicht stolz,
es verletzt mich sogar.
So werde ich zur Lüge gezwungen,
dem Dunkel der Seele überlassen
und der Welt entfremdet.

Ich bekenne mich zum Tiersein.
Es macht mich nicht reich,
ich verarme sogar.
So werde ich zum leben gezwungen,
den niederen Instinkten überlassen
und dem Hass entfremdet.

Ich bekenne mich zur Unvollkommenheit.
Es macht mich nicht stark,
es schwächt mich sogar.
So werde ich zum Aufbau gezwungen,
den Gerüsten des Daseins überlassen
und der Fertigstellung entfremdet.

Ich bekenne mich zum Unglauben.
Es macht mich nicht fröhlich,
ich trauere sogar.
So werde ich zur Suche gezwungen,
der steten Unwissenheit überlassen
und der Erlösung entfremdet.
 
***
 
Der Zivilist

Es hat der Zivilist
den Krieg noch nie vermisst.
Wenn im heißen Regen der Granaten
ein Mensch froh Fahnen hisst,
so soll er ziehen mit Soldaten.

Es ist der Zivilist,
den der Mächtige vergisst.
Im Wettlauf gegen andere Staaten,
die man in Bodenschätzen misst,
wird reich bepflanzt der Friedensgarten.

Es stirbt der Zivilist
im immergleichen Bruderzwist.
Ein Teppich, aus Bomben gewebt,
ist mehr brachial, denn List,
löscht aus, was einst gelebt.

Es weint der Zivilist,
wenn er gefangen ist.
Aus Feuerwänden Mauern bilden,
ist keine Kunst, bleibt Mist,
ist wohl Spiel der Wilden.
 
***

Krieger und Narren

Bin ein Krieger,
ein Streiter, ein Sieger.
Geborgte Haut
zur Schau getragen.
Verbreite laut
all meine Klagen.

Schleiche ins Lager
der tumben Versager.
Treibe mein Spiel,
bleib unerkannt.
Verborgen, mein Ziel,
wird niemals genannt.

Ihr seid die Narren,
die Schwachen, die starren.
Ich bin der Held,
dessen Glanz verblasst.
Wenn die Maske fällt,
werd' ich gehasst.
 
***

Liebesleben

Liebesleben,
schweben,
alles geben,
nach Vollkommenheit
streben.

Liebesleben,
beben,
leise weben,
der Zweisamkeit
ergeben.

Liebesleben,
vergeben,
sich erheben,
die Unendlichkeit
beleben.
 
***

Inselgeschichten

Von stürmischen Wogen umringt,
die einem jeden einmal gegeben,
wenn nichts im Dasein gelingt,
möcht' ich auf meiner Insel leben.

Leer scheint oft der lange Strand,
doch gleicht er einem Traum.
So manches Treibgut ich schon fand,
anderes beachte ich kaum.

Im Palmengarten steht mein Heim,
bietet mir Schutz vor Stürmen.
Dort gedeiht der Ideen Keim,
während sich Gedanken türmen.

Schiffe, die so mächtig scheinen,
zerbersten auf offener See.
Menschen, die sich selbst beweinen,
versinken mit viel Ach und Weh.

Obdach biete ich gern an,
niemand muss im Meer ertrinken.
Wer den Strand nicht finden kann,
dem helfe ich mit einem Winken.

Ist meine Insel übervoll,
dann baue ich ein kleines Boot,
das mich sicher fahren soll
und entschwind' im Abendrot.

Ein anderes Eiland wird sich finden,
das einsam schwimmt im Ozean.
Sind die Palmen dort dann Linden,
fang' ich erst recht von vorne an.
 
***

Die Windmühle

Mahle, Mühlstein, mahle das Korn.
Und wenn das getan, so mahle von vorn.
Doch nun wird nicht länger Weizen zum Mehle,
zermahle jede gequälte Seele.

Lass schwungvoll die Flügel
sich im Totenwind drehen.
Thronst auf dem Hügel,
auf dem Henkersbäum' stehen.

Droben um die gebrochene Spitze
zwei Krähen emsig kreisen,
wenn gleißend helle Blitze
das Nachtblau jäh zerreißen.

Mahle, Mühlstein, mahle das Leben,
lass Asche für die Urne zurück.
Durch dich mag's neue Gräber geben,
bist des Gevatters ganzes Glück.

***

Ein schwarzes Ding

Wieder ist der Traum gekommen,
hat den Atem mir genommen,
frisst sich tief ins Herz hinein,
es wird so schwer wie Felsgestein.

Wieder wird mir's Licht geraubt,
hab mich sicher schon geglaubt.
Ich hör es nicht, kann es nicht sehen,
doch ist es da und wird nicht gehen.

Es wartet und es starrt mich an,
bis ich mich nicht mehr rühren kann.
Dann kriecht es über meine Decke,
in der ich bis zum Halse stecke.

Mit einem Sprung auf meine Brust,
mir weichen Luft und Lebenslust.
Es ist ein Ding, so schwarz und schwer.
Wehren kann ich mich nicht mehr.

Bevor die Sinne schwinden,
kann ich einen Ausweg finden.
Ich werde mir der Welt bewusst,
die in meinem Kopf nur fußt.

Mit letzter Kraft ein Schrei,
schon ist der Traum vorbei.
Doch zu wirklich scheint es mir
und die Schatten sind noch hier.

Das schwarze Ding liegt auf der Lauer,
mein Sieg ist nicht von langer Dauer.
Es wartet mit Geduld und List,
bis seine Zeit gekommen ist.

***

Das weinende Mädchen

Es scheint der Mond aufs Moor hernieder,
dort, wo Wege schwer zu sehen.
Nachtigall, sing deine Lieder,
lass sie mit dem Nachtwind wehen.

Wenn die zwölfte Stund' gekommen,
die den Tag zu Grabe trägt,
wird leises Weinen bald vernommen,
aus einem Herzen, das nicht schlägt.

Folge niemals diesem armen Kind,
das wimmernd irrt durch Nebelschwaden.
Ein falscher Schritt, getan geschwind,
deine Seel' zu Gottes Gnaden.

Sieh nur, ihre bleiche Haut,
nicht rosig sind die vollen Wangen.
Aus leeren weißen Augen schaut
gequältes Seelchen, voller Bangen.

Sie möchte nicht alleine bleiben,
du sollst sie fortan begleiten.
Sie will mit dir am Moorgrund treiben,
bis zum Ende aller Zeiten.

Ihre Stimme klagt dich an,
darfst sie niemals mehr verlassen.
Widerstehe ihrem Totenbann,
und ihr Schatten wird verblassen.

Doch in jeder klaren Nacht
kehrt das Mädchen wieder.
Hofft auf den, der unbedacht
ihr folgt und zieht ihn nieder.

***
 
Willkommen in der Gemeinde


Herzlich Willkommen,
fügt euch nur ein.
Oder möchtet ihr etwa
die Sündenböck' sein?

Bezieht euer Haus,
fühlt euch wohl.
Wir achten auf euch
als Gegenpol.

Wir freundlichen Leut'
leben seit Jahren
in diesem Örtchen,
wollen's auch wahren.

Wenn ihr nur buckelt,
sind wir euch gut.
Wenn ihr euch wehrt,
dann seid auf der Hut.

Eure Kinder befragen
wir gern hin und wieder.
Sie sind unbedarft,
singen schnell ihre Lieder.

Passt es uns nicht,
was wir dann hören,
werden wir rasch
euren Frieden stören.

Wir haben euch
immer im Blick.
Bewegt euch falsch
und es bricht's Genick.

Mit falschem Verdacht
und dreister Lüge,
weben wir Netze
für unsre Intrige.

Wenn ihr nicht kriecht
vor unseren Füßen
müsst ihr bezahlen,
müsst es dann büßen.

***

Das Maß aller Dinge 
 
Goethe mocht' das Versmaß achten,
doch möcht' ich nicht nach Meistern trachten,
deren Kunst ich nie erlange.
So wird mir auch vorm Wort nicht bange.

Ich schreibe, wie mir's Maul gewachsen,
schreib' ernst und mach auch gerne Faxen.
Man mag es lesen oder nicht,
so ist's und bleibt's doch ein Gedicht.

Greift ein junger Mensch zur Feder,
und das tut, bei Leib', nicht jeder,
dann ist's mir lieber als zu sehen,
wie geistig' Werte untergehen.

Bleibt's denn wirklich Maß der Dinge,
dass man einen jeden zwinge,
sich dem Alten stets zu beugen,
statt vom Neuen auch zu zeugen?

Zeug fürs Handwerk wird’s genannt.
Nun, wird auch heut noch Lehm gebrannt,
wie es einstmals vorgeschrieben?
Ist es wirklich so geblieben?

Darf sich Dichtung nie entfalten,
hin zum Neuen, weg vom Alten?
Wenn sich Künste weiterdrehen,
soll nur noch das Dichten stehen?

Die Wissenschaft zerpflückt die Blüten,
doch der Poet sollt' sie behüten.
Was kümmert mich der Rose Bau,
wenn ich auf die Blume schau?

Wenn lieblich ihre Düfte steigen,
muss mir die Rose nicht gleich zeigen,
wie sie lebt und wie sie stirbt,
da dies die Schönheit rasch verdirbt.

***

Heldentaten
 
Den müden Drachen erschlagen,
hungernde Diebe jagen,
einsame Riesen blutig fällen,
sich dem verzweifelten Heere stellen.

Eifrig die Duelle fechten,
Worte ohnehin nichts brächten.
Friedliche Kobolde feige schlachten,
die sich in Höhlen in Sicherheit brachten.

So ist der Held ein wahrer Retter,
so stellt man sich Helden vor.
Heldentaten, Donnerwetter,
dringen nun an jedes Ohr.

Könige ihrer Macht berauben
und nur an das Gute glauben.
Befreit ist rasch der Bauernrücken,
auf den ein anderer dann mag drücken.

Hier und da die junge Maid
von ihrer ganzen Freud' befreit.
Auf dem Weg durch Wind und Regen
manches Dorf in Trümmer legen.

So ist der Held ein wahrer Retter,
so stellt man sich Helden vor.
Heldentaten, Donnerwetter,
dringen nun an jedes Ohr.

So leben Helden in Geschichten,
aufmerksam muss man sie lesen.
Töten, kämpfen und vernichten,
ja, das ist das Heldenwesen.

***

Knochenspiele

Schwere Schritte in der Diele,
Stöhnen dringt ans wache Ohr.
Geister lieben Knochenspiele,
bringen altes Leid hervor.

Schädel rollen dir entgegen,
Ketten rasseln wild vor Zorn.
Willst du dich zur Ruhe legen,
bläst die Sturmfrau in ihr Horn.

Augen an der Zimmerdecke,
Hände, die aus Wänden greifen.
Und aus jeder dunklen Ecke
hörst du einen Kobold pfeifen.

Bleiches Antlitz voller Qual,
Mordlust brachte sie ums Leben.
Dort, im großen Spiegelsaal,
wird am Glas das Blut noch kleben.

Kalter Hauch in deinem Nacken
bringt selbst das Gebein zum frieren.
Sobald dich tote Finger packen,
kriechst auch du auf allen Vieren.

Geht dein Blick hinaus zum Garten,
siehst du bei der Trauerweide
einen schwarzen Schatten warten,
der dort steht im Totenkleide.

Aus dem Nebelsee entsteigen
leichenblaue Schreckgestalten,
nennen dich allein ihr Eigen,
wollen dich so gern behalten.

Zitternd schaust du dann zur Uhr,
betest um das Morgenrot.
Erneuerst jeden alten Schwur,
bei Sonnenaufgang liegst du tot.

***

Im wilden Land

Gedankengeier ziehen Kreise,
hoch über dem Ideenaas.
Es enden Denker leise
im Wüstensand als Vogelfraß.

Am Horizont erscheinet bald
ein Tempel, glänzend rein.
Ein Trugbild, das bereits so alt,
dass niemand kann hinein.

Gebeine liegen blank und bleich
seit langer, langer Zeit.
Einst war das Land an Weisheit reich,
nun ist's von Geist befreit.

Einst blühte hier das Dichterherz,
doch ließ man es verdorren.
Man trieb mit Gold gar üblen Scherz,
das Denken wurd' verworren.

Bald schon zog die freie Seele
hinaus in alle Welt.
Auf dass sie nicht ihr Ziel verfehle,
ließ ab von Ruhm und Geld.

Heut' ist das Land wild, wüst und leer,
dem Feingeist bot es keinen Raum.
Weit entfernt vom Wörtermeer
liegt das Land als böser Traum.

***

Die Gekrönten

Die Krone für das Menschenkind,
das sich erhebt in blindem Glauben.
Sich edler sehend als Tiere sind,
beginnt's die Welt zu rauben.

Höherem gilt all sein Streben,
Redlichkeit, selbst definiert.
Es nimmt so manches Leben,
wenn es nach Gottes Segen giert.

Erschlichen ist die Spitze
der Nahrungskette allemal.
Mit jedem Geistesblitze
wird’s Leben mehr zur Qual.

Menschenkinder singen laut
Gebete, die von Güte frei.
Gerettet wird die eig'ne Haut,
was sonst passiert, ist einerlei.

Mensch, du hast dich selbst erhoben,
doch bist auch du nur Säugetier.
Hörst nicht auf, dich selbst zu loben,
doch braucht man dich nicht wirklich hier.

Gott hat dir die Welt geschenkt,
darum hast du ihn erfunden.
Hast ihn erschaffen, aufgehängt
und sein Wort im Buch gebunden.

Auf das Wort kannst du verweisen,
wenn dich selbst die Zweifel plagen.
Hör doch auf, dich selbst zu preisen,
lass andere die Krone tragen.

***

Zwei kleine Gespenster

Zwei kleine Gespenster
tanzen vergnügt
vor meinem Fenster.
Wenn die Weide
im Winde sich biegt
und das Getreide
zur Ernte liegt,
tanzen Gespenster,
frei und vergnügt,
vor meinem Fenster.

Zwei kleine Gespenster
begrüßen die Nacht
vor meinem Fenster.
Wenn dichter Nebel
die Täler bewacht,
der Raben Schnäbel
eine Euphonie entfacht,
begrüßen Gespenster
die Stille der Nacht
vor meinem Fenster.

Zwei kleine Gespenster
beschützen das Haus
vor meinem Fenster.
Die bösen Geister,
sie bleiben aus,
werden nicht dreister,
entschwinden mit Graus,
bewachen Gespenster
das kleine Haus
vor meinem Fenster.

Zwei kleine Gespenster
sind nicht mehr dort,
vor meinem Fenster.
Sie liegen zur Ruh'
am stillen Ort.
Ich decke sie zu
und gebe mein Wort,
dass die kleinen Gespenster,
wenn ein Jahr ist fort,
wieder tanzen vor meinem Fenster.

***

Ich, die Schönheit

Naht für Naht,
Schöpferkraft
hat mir ein Gesicht verschafft.
Naht für Naht,
Haut gestrafft,
nur die Seel', sie liegt erschlafft.

Weiß nicht,
wer ich einstmals war,
weiß nicht,
wer ich heute bin.
Bleib für jeden unnahbar.
Selbst für mich,
den Hauptgewinn.

Naht für Naht,
Kunststofftraum,
künstlich ist mein Lebensbaum.
Naht für Naht,
man sieht es kaum,
meiner Schönheit biet ich Raum.

Weiß nicht,
wie mich andere sehen,
weiß nicht,
wie sie mich nun nennen.
Muss im rechten Lichte stehen.
Mein wahres Ich
möcht' ich nicht kennen.

***

Hast

Kurz geschlafen, rasch gegessen.
Habe ich auch nichts vergessen?
Schnell noch einen Schluck Kaffee,
bevor ich dann zur Arbeit geh'.

Auf dem Weg, mein Freund, der Stau.
Der Chef nimmt's mit der Zeit genau.
Geld verdienen, raffen, raffen,
einen Vorteil sich verschaffen.

Mittag hab ich ausgelassen,
wollt' das Meeting nicht verpassen.
Jetzt noch einen Witz gemacht,
mir egal, ob jemand lacht.

Kann doch nicht so lange warten,
muss jetzt heim und in den Garten.
Der hat Zeit, ach, der hat's gut,
liegt da in der Sommerglut.

Erst im Urlaub darf ich dösen,
mich von all dem Zeitdruck lösen.
Dann wird ganz hektisch eingepackt,
Freizeit im Sekundentakt.

Freie Stunden, knapp bemessen,
soll man nutzen. Nicht vergessen!
Besser sein als die Kollegen,
schneller sein, auch mal verwegen.

Warten darf man nicht im Leben,
sonst wird es nur Ärger geben.
Wenn es morgen mich erwischt ...
Was hatte ich? Nur Hast, mehr nicht.

***

Ein einfacher Mensch

Farbenmeer und Lichterketten
möchten den Planeten retten.
Jeder hat den Plan parat,
der da hilft, dem faulen Staat.
Jeder bringt sich gerne ein,
niemand mag gern schuldig sein.
Alle singen laute Lieder,
vergessen dann die Texte wieder.

Ein einfacher Mensch ist da nicht gefragt,
wenn emsig die Werbetrommel dröhnt.
Seine Bedenken werden just vertagt,
denn man ist ans Schweigen gewöhnt.

Fleißig wird nun präsentiert,
gewettert wird und auch geschmiert,
Westen werden weiß gewaschen,
schnell vom Wahrheitsserum naschen.
Freie Meinung hört man gern,
bleibt sie nur der Presse fern.
Man zeigt sich offen und aktiv,
macht sich allseits attraktiv.

Ein einfacher Mensch ist nicht gern gesehen,
er könnte ja etwas Falsches sagen.
Sieht man ihn dort am Rande stehen,
will kaum einer seine Reden wagen.

Versprechen werden ausgelost,
dem Gegner zeigt man sich erbost.
Der macht ja sowieso nichts richtig,
nur man selbst ist äußerst wichtig.
Wort für Wort den Marsch geblasen
wachsen morgen wieder Nasen.
Stört nicht, bei den Riesenohren,
die auf Spionage eingeschworen.

Ein einfacher Mensch dreht sich zum Gehen,
er hat genug von all dem Segen.
Er will nicht hören, will nicht sehen,
das Buch wird er zur Seite legen.

***

Sie wandern

Sie wandern durch die Straßenschluchten,
verstecken sich in Häuserbuchten,
bluten ihren Hass
ohne Unterlass
in Seelen, deren Reinheit schwindet,
wenn Wut sich an den Wahnsinn bindet.

Sie schleichen sich in Kinderträume,
versprechen schöne Apfelbäume
mit faulen Früchten,
wollen doch züchten,
was allein durch Pestilenz gedeiht,
durch Armut, Lüge und Heiligkeit.

Sie wandern in den feinsten Kreisen,
sie möchten doch der Welt beweisen,
dass nur ihr Streben
verspricht das Leben,
Milch und Honig, Freiheit für alle.
So locken sie in ihre Falle.

Sie kriechen in die letzten Ecken,
in denen auch die Wanzen stecken.
Feige spotten sie,
zeigen sich doch nie.
Im Dreck der Welt bleibt man verborgen,
bis dann das Gestern wird zum Morgen.

***

Mastengesicht

Masten tragen Gesichter zur Schau,
immer schön lächeln, so ist es fein.
Da ich doch keinem Gesichte mehr trau,
bleiben die bunten Farben auch grau.

Schwungvoll kommen Sprüche daher,
Pappkameraden, sprecht sie nur aus.
Scheinen von hoher Bedeutung ganz schwer,
sind schön zu lesen, kommen edel daher.

Von Inhalt und Wahrheit gänzlich befreit,
werben sie um meine Stimme.
Sie wollen mich wiegen in Sicherheit,
verheißen mir eine glanzvolle Zeit.

Ist die Wahl dann schließlich getroffen,
bleibt es so, wie's immer war.
Darf nicht auf eine Veränderung hoffen,
bin längst schon in ihrem Tümpel ersoffen.

Masten tragen Gesichter zur Schau,
es ist stets das gleiche Spiel.
Prachtvoll und eitel, wie der Pfau,
halten sich die Gesichter für schlau.

Sein eigenes Kreuz trage ein jeder,
gezeichnet auf dünnem Papier.
Wird zum Schwert die leichte Feder,
drehen sich abermals Schicksalsräder.

***

Meister Justus

Einst kam in eine kleine Stadt,
die wohl einen Namen hat,
der hier nicht weiter von Belang,
ein Meister ohne Gildenzwang.

Manch einer sah ihn fragend an:
Was dieser Meister denn wohl kann?
Welches Handwerk ist das seine?
Baut er Stühle, schlachtet Schweine?

Meister Justus schwieg verdächtig,
da wähnte man ihn niederträchtig.
Wer nicht sprach zu Volkes Ohren,
hatte jede Gunst verloren.

Man sah ihn schon als dreisten Dieb,
weil sonst nichts weiter übrig blieb.
Oder war er gar ein finst'rer Meuchler,
ein Scharlatan, ein feister Heuchler?

Floh er etwa vor den Wachen,
wollte planen böse Sachen?
Man schloss weg das Hab und Gut,
war vor dem Meister auf der Hut.

Auf dem Dorfplatz hielt man Rat,
bevor der Justus Schlimmes tat.
Bevor der nächste Morgen graute,
das Stadtvolk einen Galgen baute.

Alsdann schlug man in Eisen
den Meister, der auf Reisen.
Selbst mit Schlinge um den Nacken,
wollte ihn die Stimm' nicht packen.

Er hatte nicht ein Wort gesprochen,
bis sein Hals am End' gebrochen.
In seinem Rock, den Brief man fand,
auf dem in feinen Lettern stand:

„Meister Justus, ist mein Name,
stumm geboren von der Dame,
die wie ein König war so reich,
doch ist mir Gold beileibe gleich.

Wer mir hilft in meiner Not,
dem biete ich, was keiner bot.
Ich führe ihn zu meinen Gulden,
begleiche tausendfach die Schulden.“

***

Die Tür zum Nichts

Willkommen, Nacht. Willkommen, Schwere.
Lasst mich gleiten in die Leere,
von einem Traum bald angefüllt,
der mir mancherlei enthüllt.

Unvermittelt stoß ich auf
die Tür zum Nichts und schau hinauf.
Ich sehe, was sich dort verbindet
und erst in Kriegen Friede findet.

Wölfe! Um der Lämmer Willen!
Müsst ihr euren Hunger stillen?
Muss euch denn der Tötungsdrang
leiten in den Untergang?

Zukunft und Vergangenheit
werden eins, von Zeit zu Zeit.
Liebende der Wiederkehr.
Und mein Herz wird kalt und schwer.

Ich sehe Steine, spielen Leben,
angestoßen von den Beben.
Wenn Ruhe raubt die Atemluft,
ist vergangen jeder Duft.

Kadaver ausgebrannter Ratten,
die mehr als eine Chance hatten.
Wolken weinen nur mehr Staub.
Jede Stadt – der Flammen Raub.

Bevor das Zwielicht mich verschlingt,
ein neuer Tag Erlösung bringt.
Aus dem Traum bin ich erwacht
und warte auf die nächste Nacht.

***

Die Schwärze

Tief in Menschleins Seele ruht
Feigheit und auch Wagemut,
Liebe, Hass, Güte, Wut;
ist nicht böse, ist nicht gut.

Tief in Menschleins Seele grollt,
was nie nach draußen dringen sollt',
was durchbricht, meist ungewollt,
die Schale aus so falschem Gold.

Eine Schwärze, tief und rein,
haust in allen, groß und klein.
Niemals kann's verloren sein,
dringt ganz tief ins Herz hinein.

Gib ihr nach und du versagst,
weil du nicht den Ausbruch wagst.
Besser ist es, du entsagst,
selbst wenn du ihre Stille magst.

Die Schwärze ist nicht Untertan,
verfolgt nur ihren eig'nen Plan,
wirft dich zu Boden, aus der Bahn,
nagt an dir mit scharfem Zahn.

Lass der Schwärze ihre Zeit,
doch sieh sie nicht als Obrigkeit.
Halt sie klein und sei bereit,
bevor sie sich von dir befreit.

***

Worte auf Papier

Alles, was ich hab von dir,
sind nur Worte auf Papier.
Sind Zeilen voller Freud und Leid,
geschrieben für die Ewigkeit.
Sind Geschichten, Anekdoten,
was dir erlaubt, was dir verboten,
sind, ach, so kummervolle Klänge
und liebevolle Lobgesänge.

Hände, die mich kaum berührten,
doch schwungvoll deine Feder führten,
hielten fest auf weißen Seiten
angenehme Fröhlichkeiten.
Doch auch all die dunklen Flecken,
die in jedem Menschen stecken,
hast du ordentlich notiert,
mit der Tinte fortgeführt.

In diesem kleinen Lebensbuch,
in dem ich nach der Antwort such,
hast du dich mir offenbart.
Augenblicke – flüchtig, zart.
Momentaufnahmen mitgeteilt,
denn die Zeit niemals verweilt.
Sie hat dich einfach mitgenommen,
bevor ich dich hab mitbekommen.

Ich hätte ja so viele Fragen,
hätte dir so viel zu sagen.
Deine Lippen bleiben stumm,
die Ohren taub – ich weiß, warum.
Dein Dasein war nur kurz von Dauer,
nicht länger als ein Regenschauer.
Hab dich nie bewusst gesehen,
kann es manchmal nicht verstehen.

Nichts, das ich dir sagen kann,
nicht heute und nicht irgendwann.
Niemals deine Stimme kennen,
niemals dich beim Namen nennen.
Dennoch schenk' ich dir mein Wort,
vielleicht kannst du es lesen – dort.
Alles, was ich schreibe hier,
sind nur Worte auf Papier.

***

Der Herr des Himmels

Aus luft'ger Höh' sein Ruf erschallt,
sich mächt'ge Klau' ins Leben krallt,
so feurig der Hauch,
du spürst es ja auch.
Nun sinnet auf seine Rache,
der Herr des Himmels, der Drache.

Wir nahmen ihm sein Weib hinfort
und stahlen seinen güld'nen Hort.
Geschürt ist die Wut
und glimmet recht gut.
Es flehen um Gnad' die Armen,
gejagt von dir ohn' Erbarmen.

Ach, all die tapf'ren Rittersleut',
so senket eure Waffen heut'.
Gebt der Kampfeslust,
die auf Blutdurst fußt,
nicht den Raum zur vollen Blüte.
Haltet ein und hofft auf Güte.

Älter als so manche Haine,
jünger als die Felsgesteine,
Weisheit der Äonen,
soll er verschonen
das Gesindel, das so böse?
Zeugt er doch von wahrer Größe.

Sehet seine Lederschwingen,
werden uns den Tod nun bringen.
Flammen gesprochen,
das Land, gebrochen.
Wir leben, doch wir sind besiegt.
Der Herr des Himmels heimwärts fliegt.

***

Ach, die Liebe

Die Liebe treibt so manchen Mann
an seine Grenzen nah heran.
Den Blick sollt richten ihr ins Land,
in dem das Weißbier wohl bekannt.
Dort trug sich zu, was ich bericht',
hört nur fein her, lauscht der Geschicht'.

In einem kleinen Alpenort,
beschaulich und von frommer Sort',
hatte einst ein reicher Bauer,
der ob totem Weib in Trauer,
eine Tochter, die so lieblich,
dass ein jeder Bursch' verliebt' sich.

Drei der feschen Buben dachten,
dass es, wenn sie trugen Trachten,
dem Bauern so bewiesen ist,
dass treues Werben keine List.
Denn nur durch eine kluge Wahl
fänd' seine Tochter den Gemahl.

Doch dem Herren von Haus und Hof
ward deren Werben viel zu schroff.
Konnten sie doch nur noch saufen,
feiern, fressen und auch raufen.
Nur die Schönheit der Gestalten
reichte nicht zur Gunst des Alten.

Nun war es ja in Bayern Brauch,
dass Buben stach der Hafer auch,
wenn sie vor Liebe ganz verrückt
und keine Vorsprach' hat geglückt.
Gustl, Seppl und auch der schöne Franz
entschlossen sich zum Fenstertanz.

In einer warmen Sommernacht
war eine Leiter rasch gebracht.
Mädchens Stube zu erreichen
galt als ganz besond'res Zeichen,
da nur wer wirklich Liebe spürt,
das Fensterln ernstlich durchgeführt.

Als erster Bursch' war der Seppl dran,
da er die Schlägerei gewann,
die zwischen ihnen war entbrannt,
da keiner eine Lösung fand.
Doch galt der starke, große Sepp
als ungeschickt und auch als Depp.

Hälft' der Höh' noch nicht erklommen,
hat der Sepp den Krampf bekommen,
stürzt' hinab mit viel Geplärre,
ungehört vom alten Herre.
Da schmerzten Knochen und Glieder,
nun war's Werben ihm zuwider.

Den Gustl hatte es jäh zerlegt,
da die ob're Spross' war angesägt.
Auch dieser dreiste junge Mann
kam viel zu schnell am Boden an.
In den Dornen roter Rosen
wurd' gerissen an den Hosen.

Sportlich ging der Franz zu Werke,
half da auch nicht Schenkelstärke,
denn wenn ein Fenster allzu hoch,
springt nur ein Floh durchs Mauerloch.
Die alte Leiter war entzwei,
doch derer gab's im Hofe drei.

Mutig schlich der Franz nach hinten,
wollte eine Leiter finden.
Was er fand, war nicht das Seine,
es war der Hofhund ohne Leine.
So friedlich hatte der gedöst,
war nun von seinem Schlaf erlöst.

Verdaut war längst der Knochenrest,
doch Franzels Waden, nackt und fest,
ließen sich vortrefflich beißen,
denn nicht Stoff galt's zu zerreißen.
Vom Hinterhof drang ein Geschrei,
das keinem Manne schicklich sei.

Nicht länger Franz verweilen sollt',
wenn er die Wad' behalten wollt'.
Ach, die Burschen, arg geschunden,
pflegten lieber ihre Wunden
bei heißer Wurst und kühlem Bier,
so hielten es die Buben hier.

Das Mädchen in seiner Kammer
war froh, dass dieses Gejammer
nun endlich mal ein Ende fand,
und sie ergriff ganz fest die Hand
von Hans, der diese eine Nacht
bei seiner Liebsten hatt' verbracht.

***

Betrogene Kinder

Hast du je in ihre Augen geschaut?
Kannst du ihren Schmerz ertragen?
Kannst du von dir wirklich sagen,
dass es dir dabei nicht graut?

Hast du je ihre Worte vernommen?
Kannst du ihre Angst nicht hören?
Kannst du wirklich immer schwören,
dass Einsicht ist gewonnen?

Betrogen von dir,
betrogen von mir,
betrogen von allen, die ihre Welt
geschaffen, zerstört, um alles geprellt.

Sieh dir ihre Augen an,
hör auf ihre Stimmen.
Und dann, vielleicht, irgendwann,
wirst du dich besinnen.

Wirst begreifen, wie ein Stein
erweicht, wenn er es will.
Wirst wohl auch genötigt sein,
denn deine Welt wird still.

***

Unergründlich

Meinen Weg beschreite ich,
so wie ich ihn erwählte.
Folg' der großen Masse nicht,
auch wenn mich dies nie stählte.

Manch hellen Pfad verlassen,
manch falsche Wahl getroffen,
schlich stumm durch dunkle Gassen,
doch bleibt das Ende offen.

Hör nur auf mein Gewissen,
auf so manchen guten Rat.
Kann ja nicht alles wissen,
stets ein Mensch zu lernen hat.

Gelobt und auch verachtet,
verstanden doch zuweilen.
Wer eine Schicht betrachtet,
liest niemals zwischen Zeilen.

Nur manche können wissen,
was ich wirklich denken mag.
Bin eins und doch zerrissen,
wie's mir in der Wiege lag.

Hör niemals auf Choräle,
sie sind mir allzu mündlich.
So, wie auch deine Seele,
bleibt meine unergründlich.

***

Der Nabel

In der Welt der Nabel,
bin der Turm zu Babel,
im Grunde bin ich schlecht,
doch herrlich selbstgerecht.

Weiser noch als weise,
zieh' ich meine Kreise
um mich selbst, rundherum,
du bleibst klein, du bleibst dumm.

In Höhen wächst mein Geist,
die niemand sonst bereist.
Bin auch sehr bescheiden,
muss mich selbst beneiden.

Mein Genie, legendär,
kennt keine Grenze mehr.
Mein Leben ist perfekt.
Ego, bleibe unbefleckt.

Doch in stillen Stunden
nagen Zweifel Wunden
in meine heile Welt,
die rasch und leis' zerschellt.

Erkenntnis stellt sich ein:
Auch ich bin Mensch und klein.
Nicht besser als die andern,
die mich unterwandern.

Würdet ihr mich sehen,
könntet ihr verstehen,
dass ich nicht verachte,
was die Vielfalt machte.

***

Nirgendwo ein Netz

All die vielen Fliegen
und nirgendwo ein Netz.
Sehe sie obsiegen.
Wo sind die Spinnen jetzt?

Höre sie laut reden,
doch Inhalt hat es nicht.
Fliegen sind Proleten,
aus denen Neid nur spricht.

Nerven uns mit Summen,
daran gewöhnt man sich.
Fliegen sind die Dummen,
wenn man sie erwischt.

Besser nicht beachten,
es treibt sie nur mehr an.
Lasst sie einfach schmachten,
die Spinnen sind jetzt dran.

***

Mein kleines Land

In einem Land des Friedens
möchte ich verweilen.
Doch ist's mir nicht beschieden,
muss durchs Leben eilen.

In einem Land der Träume,
in einer schönen Welt,
wo Weiden Bäche säumen
und gar nichts mehr zerfällt.

Wer führt mich zu den Feen,
wer tanzt mich in den Schlaf?
Oh, Zauber klarer Seen,
den ich bald kosten darf.

Ein Land, so voller Güte,
dass keiner leidet Not.
Von Alberich behütet,
der uns die Schätze bot.

Ich schließe meine Augen
und reise zu dem Land.
Zum träumen mag ich taugen,
brauch' weder Gold, noch Tand.

***

Hohe Gunst

Wälder, mögt mir Freunde sein,
die zu schätzen ich einst lernte.
Seh' ein Bächlein, klar und rein,
das sich von der Quell' entfernte.
Ein jeder Tropfen reise
nun ganz auf seine Weise,
bis das große Ziel erreicht,
bis nichts mehr dem Alten gleicht.

Melodie im lauen Wind,
die zum träumen wird gesungen.
Kinderherz bald Freude find',
ist das Weinen erst verklungen.
Ein jedes Kinde reise
nun ganz auf seine Weise,
bis das große Ziel erreicht,
bis nichts mehr der Trauer gleicht.

Farbenspiel im grünen Meer,
das Leben ist mal grau, mal bunt.
Kreislauf, stete Wiederkehr,
so wandern Seelen rund und rund.
Ein jedes Leben reise
nun ganz auf seine Weise,
bis das große Ziel erreicht,
bis nichts mehr dem Tode gleicht.

***

Einzelfälle stören nicht

Ein Kind liegt tot im Graben.
Es ist nur eins,
was kümmert's mich?
Ich leb' so fein in Waben.
Ich fühl' mich wohl,
ist Pech für dich.

Ehefrau zu Brei geschlagen.
War nicht meine,
was stört es mich?
Die alten Leute jagen.
Passiert schon mal,
betrifft mich nicht.

Mir geht es gut,
leid' keine Not.
Wer es denn tut,
hat halt kein Brot.

Ich werde satt,
fühl' mich so wohl.
Denk flach und platt,
die Seele hohl.

***

Menschenfelder

Wir wachsen und gedeihen
auf großen Menschenfeldern.
Verkaufen und verleihen
mit öffentlichen Geldern.

Feilschen um die Existenz
der unbedarften Ware.
Lukrative Dekadenz,
es zählt nur noch das Bare.

Rohstoff Mensch ist nur begehrt,
solange er gezüchtet.
Wildwuchs, der sich stark vermehrt,
wird kurzerhand vernichtet.

Geerntet und zerstoßen,
präsentiert als Kapital,
als Futter für die Großen,
denen wir ein gutes Mahl.

***

Bin dein Licht

Bin da in jeder stillen Nacht,
wenn du im Bette niederliegst.
An deiner Seite halt ich Wacht,
bis du mit leichten Träumen fliegst.

Bleib auch dann in deiner Nähe,
wenn du mich besiegen solltest.
Bin der Schrei der schwarzen Krähe,
die du niemals hören wolltest.

Sitze bei dir, auf dir, in dir,
bin immer da, für alle Zeit.
Komme ungebeten zu dir,
bist du für mich auch nicht bereit.

Ich bin dein Schatten, bin dein Licht,
niemals werd' ich von dir weichen.
Ich treib' dir Tränen ins Gesicht,
deine Haut lass ich erbleichen.

Lasse deine Stimme brechen,
willst du meinen Namen nennen.
Hörst mich leise mit dir sprechen.
Bring vom Gehen dich zum Rennen.

Atmen fällt dir mit mir schwerer,
bin der Alb in deinem Nacken.
Bin die Angst, der Hoffnungszehrer,
klebe ständig dir am Hacken.

***

Ist das alles?

Armut, die man gerne leugnet.
Sieh's nicht an, dann ist's nicht da.
Hochmut, der von Blindheit zeuget.
Sprich's nicht aus, dann ist's nicht wahr.
Gefährliches Spiel mit Superwaffen,
erdacht und gemacht von Menschenaffen.
Können wir denn sonst nichts mehr?
Sind die Seelen schon so leer?

Stumpfsinn in den großen Köpfen.
Hör nicht hin, dann ist's nicht da.
Gier, gekocht in Riesentöpfen.
Schau nicht rein, dann ist's nicht wahr.
Gemütliche Rast, wenn alle Welt rennt,
bewahrt uns davor, dass man Not erkennt.
Machen wir denn sonst nichts mehr?
Sind die Herzen schon so leer?

Krisenzeit ist schnell zerredet.
Denk nicht nach, dann ist's nicht da.
Heiterkeit wird fein gebetet.
Fühl' kein Leid, dann ist's nicht wahr.
Unfreie Freiheit, verborgen im Kleide,
verfasst auf Tafeln mit nasser Kreide.
Ja, wir wissen sonst nichts mehr.
Unser Leben ist längst leer.

Nicht mehr um die Achse drehen.
Tu den Schritt, dann ist es da.
Lieber wieder vorwärts gehen.
Sag es nur, dann ist es wahr.
Mächte, die uns nicht mehr wohl gesonnen,
haben nie die hohe Gunst gewonnen.
Grund zur Freude umso mehr,
bleibt nur noch die Lüge leer.

***

Schlafenszeit

Schwere legt sich auf die Glieder,
so ich sie nicht bewegen mag.
Leere kehrt doch immer wieder,
wenn ich's auch fülle, Tag für Tag.

Augen wollen Ruhe finden,
möchten nun geschlossen bleiben.
Seele mag sich nicht mehr winden,
möcht' so gern im Äther treiben.

Geist will schlafend sich verneigen
vor der Schönheit aller Sterne.
Weist still meinen letzten Zweigen,
wo ich ruhe in der Ferne.

Herz hat doch so viel geschlagen,
hat so vieles mitgenommen.
Auf zur Fahrt im großen Wagen,
der für mich nur ist gekommen.

***

Durch deine Hände

Durch deine Hände fließt das Leben,
lebensnah.
Durch deinen Mund erklingt ein Lied,
wunderbar.
Durch deine Augen scheint die Welt
farbenfroh.
Durch deine Liebe brennt mein Herz
lichterloh.
Durch deinen Mut wird das Kämpfen
mühelos.
Durch deine Güte wachse ich
stufenlos.
Durch dein Herz bleibt jeder Hass
sinnentleert.
Durch deine Seele treibt die Liebe
unversehrt.
Durch deine Nähe kennt die Ferne
Endlichkeit.
Durch dein Erscheinen lernte ich
Geborgenheit.

***

Abgesang auf das Leben

Welt, bist müde all der Toren,
die nicht hören, die nicht sehen.
Haben sie auch einst geschworen,
wollen's heut nicht mehr verstehen.

Propaganda, lieblicher Wein,
lässt Reben wachsen, die so rot,
lässt Menschen immer glücklich sein.
Gestorben leidet keiner Not.

Hohes Amt in aller Würde,
sendest Boten aus zum Schutze.
Ist regieren deine Bürde,
ist es dir doch auch zum Nutze.

Lässt dich gerne hoch erheben,
denn droben ist die Luft nicht schwer,
stinkt nicht nach verlor'nem Leben,
noch stinkt es nach verseuchtem Meer.

Hass ernährt die gänzlich Blinden,
die sich gern fügen in dein Heer.
Wollen die Erlösung finden,
doch ist der Himmel längst schon leer.

Aus der Ferne siehst du feige,
wie sie kriechen, deine Kinder.
Bald geht auch dein Glück zur Neige.
Wünsche dir den ew'gen Winter.

***

Sturmherz

Lachen wandelt sich zur Klage,
Traurigkeit verdirbt die Tage.
Trage aufrecht nun dein Haupt,
Rückzug ist nicht mehr erlaubt.

Finde deine wahren Klänge,
Herzensleid und Sturmgesänge.
Wind ist lang nicht mehr genug,
Liebe einst dich heimwärts trug.

Seele, dränge doch ins Lichte,
Schatten, der dein Werk verrichte.
Ungestüm und krank vor Zorn,
tödlich nun, der Rose Dorn.

Lebe fort in Kinderträumen,
Säge still an Lebensbäumen.
Treibe jede Liebelei
auseinander, schlag's entzwei.

Schrecken aller kalten Nächte,
Wesen, das dem Tod ein Knechte.
Labe dich an Furcht und Leid.
Böser Geist der neuen Zeit.

Leben hast du stets geachtet,
milde deinen Feind betrachtet.
Sanfte Winde schufen dich,
Sturm geworden, fürchterlich.

Barmherzigkeit kennst du nicht mehr,
trauernd, stumm, tote Augen, leer.
Kehre in dein Grab zurück,
ende mit dem Schauerstück.

***

Blast zur Hexenjagd

Sehet, oh, schauet die Leut'.
Sind nicht so, wie wir es wollen.
Bildet eine große Meut',
unsren Zorn sie spüren sollen.

Lüge sprecht und meidet sie.
Sind nicht so, wie wir es sagen.
Quält sie oft und schneidet sie.
Werden die schon rasch verjagen.

Bosheit ist uns lieb und gut,
dient sie doch dem höchsten Zwecke.
Stinkend, unser faules Blut.
Treibt sie in die letzte Ecke.

Achtung ist ein leeres Wort,
das unsereins nicht hören mag.
Hexenjagd heißt unser Sport.
Wem wir nicht gut, spürt's Tag für Tag.

Leidet, Fremde, leidet sehr.
Ihr sollt in Ruh' nicht weiter sein.
Würde kennen wir nicht mehr.
Wir lassen nichts ins Herz hinein.

***

Gelobt und gesalbt

Ehre dem braven Streiter!
Lobet den Wegbereiter!
Hat auch die Schlacht
Kummer gebracht,
scheinbar, so stört's nicht weiter.

Salbet den edlen Helden!
Niemand darf garstig schelten!
War er gerecht,
gut, mehr denn schlecht?
Alles mag nichts mehr gelten.

Lauschet den falschen Reden!
Treu dem, der kniet zum beten!
Schlecht ist sein Wort,
jagt ihn doch fort.
Mutlos den Pfad betreten.

Schauet die tiefe Grube!
Grab in der feinen Stube.
Legt euch hinein,
schön wird es sein.
Mut gibt’s doch in der Tube.

***

Des Sommers Wesen

Zarte Hand im Lichte,
buntes Kleid, so neu und alt.
Glanz der Augen, richte
dich allein auf Wies' und Wald.

Sanftes Wort im Munde,
duftest gar so wunderbar.
Freudig, deine Kunde,
du gibst Leben, Jahr um Jahr.

Nur in deinen Armen
möcht' ich weilen, immerzu.
Dein sind all die Namen,
du bringst jedes Herz zur Ruh'.

Zeige mir die Liebe,
schenke mir das große Glück.
Wächst aus jedem Triebe,
jedes Jahr kommst du zurück.

Dein sind alle Lieder,
tauche ein ins Blütenmeer.
Achtsam leg dich nieder,
wir preisen dich, sorgenleer.

Legst du dich zum Schlafe,
warten wir voll Ungeduld.
Winter uns nun strafe.
Wir hoffen brav deiner Huld.

***

Traumende

Glänzend Licht, wo Träume wohnen,
Hoffnungsschimmer, unbekannt.
Immer dann, wenn Träume lohnen,
zieht ein Engel ein ins Land.

Bleibe nicht im Traum gefangen,
folge auch der Wirklichkeit.
Willst du Lebenskraft erlangen,
sei zum Aufbruch nun bereit.

Reib' den Schlaf aus deinen Augen,
treibe deinen Ehrgeiz an,
denn ein Träumer kann nichts taugen,
wenn er nur mehr schlafen kann.

Träume soll der Mensch stets leben,
das Denken ist sein Elixier.
Nach Erfüllung sollst du streben,
denn du lebst nur jetzt und hier.

***

Erntezeit

Ach, Gevatter, so kräftig dein Schwung,
lässt Ähren nicht immer reifen.
Auch wenn die Frucht noch viel zu jung,
lässt du die Sense gern schweifen.

Ach, Gevatter, stets zur Ernte bereit,
fälle, was immer du magst.
Fälle auch mich, wenn's an der Zeit,
ich weiß, dass du nicht versagst.

Ach, Gevatter im schwarzen Gewand,
alles möcht' ich dir geben.
Gekühlt wird die Stirn durch deine Hand,
befreit mich vom bitteren Leben.

Ach, Gevatter, bist niemals gerecht,
doch ehrlich bist du gewiss.
Bist nicht böse oder gar schlecht.
Ach, hab ich dich vermisst.

***

Fressen

Es liegen die Straßen vom Leben verlassen,
es wogt aus toten Leibern ein Meer.
Und aus der Mitte der faulenden Massen
erhebt sich ein Kind, dessen Augen so leer.

Geboren aus Licht, das die Erde verbrennt,
sendet es Träume zur letzten Bastion.
Nur wer in ihnen das Leben erkennt,
erbittet den Tod als geschuldeten Lohn.

Seine Tränen lassen erbeben die Welt,
seine Stimme ist Sturm, ist nicht Klang.
Liegt der letzte Engel am Boden zerschellt,
ist vollbracht, was zuvor nicht gelang.

Liebliches Dunkel ergreift nun mein Sein,
da alles getan, das nicht länger verborgen.
Ich sehe das Kind im heiligsten Schein,
soll's fressen all meine süßesten Sorgen.

***

In aller Stille

Begraben wird in aller Stille,
was des Toten letzter Wille.
Wird der Leib nun beigesetzt,
ist das Messer schon gewetzt,
das aus jedem fleißig schneidet,
der Trauerqualen weinend leidet.

Ob Berühmtheit oder armer Wicht,
die Gelderfresser kümmert's nicht.
Neu ist wohl ein großes Spiel:
Wer trauern will, der zahlt auch viel.
Abschied nehmen wird nun teuer:
Wer mehr gibt, gilt wohl als treuer.

Moral ist ja nicht lukrativ,
solang sie nicht den Plan durchlief,
der fürs Geschäft für reichlich Geld
von klugen Köpfen aufgestellt
und einen Menschen macht zum Ding,
das immer weiter Gelder bring.

Perversion kennt keine Grenze,
so ist das Trauerspiel in Gänze
ein Event für all die Massen,
die es sich nicht nehmen lassen,
sich selbst am Grab zu profilieren
um davon zu profitieren.

***

Die Nypeden zu Mykonos

Vor langer Zeit in des Olympes Hallen,
hörte die Menschheit die Götter lallen:
„Nach all dem Wein, der uns wohl gemundet,
sei nun ein neues Stück Leben bekundet.
Lasst uns erschaffen, was bisher niemand sah.
Seid, ihr Nypeden, lebt und bleibt rar.“

Aus Vogel, Schwein und Menschenkind
erwuchsen Nypeden, besetzten geschwind
eine Insel, die im mittleren Meere
des Poseidons Stolz, wenn sonst keine wäre.
Dort gaben sie sich dem Spiele hin,
da ihnen sonst fehlte im Leben der Sinn.

Als eines Tages ein recht junger Held,
der Name: Stupideos, sein Wohnort: die Welt,
gen Mykonos fuhr mit seinen Mannen,
die jede Schlacht, jeden Krieg gewannen,
da war den Nypeden als sei es gar weise,
ihm zu verderben die weitere Reise.

Das Seemannsvolk lockte lauter Gesang,
der bei achtsamem Hören nach Magendruck klang.
Wesen, die mit so grässlichen Tönen
eines Helden geschultes Ohr verhöhnen,
konnten schlecht nur und böse sich schelten
und als Stupideos' Feinde nun gelten.

Alle Nypeden auf Felsen gern saßen,
es sei denn, sie waren beschäftigt mit Grasen.
Es erblickten die Mannen die schlimmen Geschöpfe
und hatten Ideen, was zu tun, wenn die Köpfe
der schaurigen Wesen vom Rumpfe getrennt
und keine Nypede am Leben sich wähnt.

Waren sie auch dem Menschen teils gleich,
so zeigten sie mehr aus tierischem Reich.
Da die Griechen seit Wochen keinen Braten genossen,
wurde ganz hurtig und fest beschlossen:
Der Nypeden Fleisch diene bald zum Verzehr,
wenn sie erst gezogen aus dem Verkehr.

Mit Schwert und Schild, auch mit dem Speer,
stürmte heran das hungrige Heer.
Es entbrannte die Schlacht, die gar keine war,
denn heroische Siege liegen, ganz klar,
auf Seiten derer, die Helden sich nennen
und blindlings in jedwedes Blutbad gleich rennen.

„Ihr Götter, so helft uns. Beendet das Schlachten.
Die Seeleute, die nach dem Leben uns trachten,
soll eine Strafe nach göttlichem Willen
ihren garstigen Blutdurst für alle Zeit stillen.“
Der Nypeden Klage verklang ungehört,
auch wenn der Zeus etwas anderes schwört.

Die griechischen Götter, niemals in Eile,
litten oft chronisch an langer Weile.
Doch fühlten sie sich auch angegriffen,
wenn sie von Wesen zum Handeln gepfiffen.
So schleuderte Zeus seine Blitze im Nu,
die trafen dann alle und endlich war Ruh'.

Nypeden, Held und die Heldenarmee
warf der Poseidon rasch in die See.
Dort sind sie auch gleich versunken,
sonst hätte die Insel zu sehr gestunken.
So endet die Sage, die niemand je kannte,
von den Geschöpfen, die Nypeden man nannte.

***

Die Leichenfledderer

Von fern und nah, kommt rasch herbei.
Kommt – zur Leichenfledderei.
Bevor die Seel' zur Ruh' gekommen,
hat man den Leichnam ausgenommen.
Der Künstler wird nochmal beworben,
er ist ja nicht umsonst gestorben.

Ein Medienrummel just entbrennt,
wenn jeder ein Geheimnis kennt,
das der Presse war verborgen.
Fehlt es, kann man's ja besorgen.
Irgendwo lebt immer einer,
der alle Stars kennt, wie sonst keiner.

Schein um Schein wird aufgedeckt,
was die ganze Welt erschreckt.
Unmöglichkeiten gibt es nicht,
stand ein Mensch im Rampenlicht.
Und selbst die schiere Spinnerei
ist plötzlich wahr und fehlerfrei.

Der Vermarktung kommts gelegen,
denn tote Künstler sind ein Segen
und Garant für Absatzzahlen,
die herrliche Bilanzen malen.
Ein solcher Tod wird sehr betrauert,
doch der Verlust nicht ganz bedauert.

***

Sie wollen mehr

Erst wenn der Leichensack gefüllt,
die Schaulust als vollzogen gilt.
Zuvor wird emsig noch gegafft,
denn bleiben muss das ganze Bild,
hat's einen just dahingerafft.

Ist ein Detail einmal vergessen,
kann man nicht, wie besessen,
das Grauen aller Einzelheiten,
im rein verbalen Kräftemessen,
den Gierenden rasch weiterleiten.

„Gebt uns mehr!“, ist die Devise.
Und sei es nur die Daseinskrise
eines unbekannten Lebens.
So reicht zur Not auch diese.
Ohne Klatsch ist Tratsch vergebens.

Ist ein Schandmaul selbst betroffen,
darf es wohl nicht darauf hoffen,
dass andere Verständnis zeigen.
So liegt es dann ganz nackend, offen,
erhängt sich bald an dürren Zweigen.

Schreit es in die ganze Welt:
„Gebt uns mehr, denn es gefällt,
solange wir nur gaffen können.“
Ist jede Hemmung dann zerschellt,
darf man sich den Irrsinn gönnen.

***

Das Getier, das Namen gab

Leere Straßen in kalter Nacht,
verwaiste Särge aus Stein und Glas.
Der Wind hat die Erlösung gebracht,
schaffte Raum für Bäume und Gras.

Keine Menschenhand, die zerstört,
doch auch keine Augen, die sehen.
Kein Kinderherz wird je wieder betört,
wenn Blumen in voller Blüte stehen.

Nie mehr wird eine Dichterseele
die Wunder in sanfte Worte kleiden.
Kein Barde, der aus voller Kehle
besingt all die Eichen und Weiden.

Zu stolz wähnte sich das Getier,
das allem einen Namen gab.
Auch benannte es die eigene Gier,
durch die es schließlich qualvoll starb.

***

Die sind klug, die wissen das

Ein frecher Bursche fragte sich:
„Was kann die Welt mich lehren?“
„Sie schenkt dir Ruhm und Ehren“,
sprach sogleich Herr Sittenstich.
„Du musst dich nur benehmen,
achten die guten Sitten,
die sehr nützlich, unumstritten,
darfst andre nie beschämen.“

„Gibt es denn nicht mehr zu wissen?“,
fragte da der dreiste Knabe.
„Nein, nur Sitte ist die Gabe,
alles sonst darf man gern missen.“
Die Leute stimmten eifrig zu,
denn Sittenstich, so war bekannt,
galt als klug und weltgewandt,
trug er doch lackiert die Schuh'.

Der freche Bursche fragte weiter:
„Darf ich selbst auch denken?“
„Gott bewahr', das Haupt sollst senken“,
sprach nun Herr Pfarrer Wolkenreiter.
„Bete tüchtig und sei fromm,
beichte rasch all deine Sünden,
denn wenn sie noch zu Buche stünden,
der Mensch nicht in den Himmel komm.“

„Gibt es denn nicht mehr zu wissen?“,
fragte da der dreiste Knabe.
„Nein, nur Glaube ist die Gabe,
alles sonst darf man gern missen.“
Die Leute riefen lauthals „Amen“,
denn Wolkenreiter, das war klar,
galt als schlau und wunderbar,
das sagten all die feinen Damen.

Der freche Bursche wurd' nicht müde:
„Ist jede Regel anzuwenden?“
„Das liegt doch wohl auf beiden Händen“,
kam von Professor Immerprüde.
„Der Mensch kann nur durch Regeln leben,
so ist denn jede, wenn auch dumm,
längst überholt und schief und krumm,
stets zu achten. So ist das eben.“

„Gibt es denn nicht mehr zu wissen?“,
fragte da der dreiste Knabe.
„Nein, nur Gehorsam ist die Gabe,
alles sonst darf man gern missen.“
Die Leute nickten tüchtig,
denn Immerprüde, das war sicher,
galt als weiser Sprüchemischer,
selbst wenn der Sinn auch noch so flüchtig.

Der freche Bursche lachte laut:
„Ach, wie einfach ist das Leben,
man muss sich nur bescheiden geben,
nie liegen auf der faulen Haut.
Man soll buckeln und stets beten,
dann bleib ich lieber dumm,
mach mich nicht für andre krumm,
will meinen eigenen Weg betreten.“
Sittenstich war ganz erbost,
Wolkenreiter aber schnaubte
und Immerprüde, der Verstaubte,
sprach: „Der ist doch nicht bei Trost!“
Die Leute widersprachen nicht,
denn drei Kluge irrten nie.
Sie lenkten doch das ganze Vieh
hin zum einzig wahren Licht.

***

Ein Wort in aller Munde

Ist ein Wort in aller Munde,
wird es gedreht, verzerrt, zerkaut.
Mit Ehrlichkeit nicht mehr im Bunde,
verlor's die Farbe, ist ergraut.

Ausgeleiert, oft missbraucht,
so ausgedehnt, es kann nicht halten.
Der weite Sinn wurd' längst gestaucht,
die Wohltat wird nun bald erkalten.

In Höhen gehoben, dort erfroren,
dann im tiefsten Meer versunken,
bleibt auch weiterhin die Kunst verloren,
vom Wein der Flachheit wurd' getrunken.

Lang schon nicht mehr gut bedacht,
wird es ohne Tiefe ausgesprochen.
Man hat das Wort zu Fall gebracht,
hat ihm den Hals zu oft gebrochen.

***

Am nächsten Samstag

An allen Tagen strebsam sein,
so wahrt der Brave seinen Schein.
Doch - im eigenen Gemäuer,
zeigt er sich gern als Ungeheuer.

Dem Unmut freien Lauf gelassen,
mag man wüten, toben, hassen.
Von Montag bis zum Wochenende,
die Unschuld wäscht so rein die Hände.

Nur am Stammtisch sitzen Weise,
zeigen frei im engen Kreise,
das Gesicht hinter der Fassade,
monströse Kaiser, ohne Gnade.

Ein Kaffeeklatsch ist da nicht besser,
wetzt man doch die Hetzermesser.
Wer fehlt, der wird verbal erstochen,
denn Rückenstecher unterjochen.

Und am nächsten Samstag, dann
ist wieder mal die Straße dran.
Ums blanke Leben wird gefegt,
bis sich nichts mehr sichtbar regt.

Wichtig ist des Nachbarn Gunst,
es wird ja sonst so arg gegrunzt.
Niemand soll das Haus bemängeln,
niemand darf beim Anblick quängeln.

Kommt Grünes allzu nah ans Haus,
bricht just die schiere Panik aus.
Mit aller Macht der Gifte, pur,
geht’s an den Kragen der Natur.

Hat sich ein Pflänzlein auch bemüht,
es wird mit allerlei Chemie besprüht.
Im Wahn auf Jagd nach Wurzelresten,
ja, wir Deutschen sind die Besten.

***

Die Blume am Wegesrand

Einst hatten Götter die Welt beschenkt,
brachten uns reiche Gaben.
Der Mensch hat manche im Meer versenkt,
den Rest hat er begraben.

Er saugt an den Adern des blauen Balls,
bis zum letzten Tropfen.
Im strebsamen Aufbau seines Verfalls
mag er Löcher stopfen.

Doch hindert dies die Mutter nicht
ihr Kind alsbald zu hassen.
Schwarze Tränen auf ihrem Gesicht,
Träume, die verblassen.

Sieh', eine Blume am Wegesrand
zeugt noch von ihrer Liebe.
Halt schützend darüber die Menschenhand.
Ach, wenn's nicht bei einer bliebe.

***

Ein Bart ohne Prophet

Ein frommer junger Narr,
der Geist nicht reif und starr,
wollte Weisheit wohl erlangen,
von der die Mönche sangen.

So bereiste er die Welt,
in Hoffnung, dass zerfällt,
was ihn am Sehen hindert
und seinen Glauben mindert.

Er mühte sich zu träumen
von Gottes Apfelbäumen,
die ja Erkenntnis stiften.
So stand's in alten Schriften.

Falsch kann es nicht sein,
dachte er im Mondenschein.
Eva tat den ersten Bissen,
so ist's Band bereits zerrissen.

Auch Adam war nicht klüger.
So sind sie als Betrüger
längst gerichtet und bestraft,
auch die Schlange ist entlarvt.

Doch ein Apfel blieb verwehrt.
Allein, es wurde Zeit verzehrt.
Der Bursche hatte keine Wahl,
wenn auch Klettern schiere Qual.

Er musste auf des Berges Spitze,
um dann dort im Schneidersitze
Gottes Wort ganz klar zu hören.
Niemand mochte droben stören.

Für Stunden lauschte der Fromme,
ob ein Wort zu ihm nun komme.
Alles Warten war vergebens,
er zweifelte am Sinn des Lebens.

Auch der leere Magen riet
zum Aufbruch nun in ein Gebiet,
wo Speis' und Trank zu haben.
An denen wollte er sich laben.

Die Jahre zogen rasch vorbei,
doch vom Wissen blieb er frei.
Dann hörte er die alte Sage,
dass ein Prophet den Barte trage.

Tabu war fortan die Rassur,
denn dichte Bärte wachsen nur,
wenn die Klinge fern vom Kinn,
ansonsten hätt' es keinen Sinn.

Selbst mit langem, dichtem Bart
blieb der Weg, die Suche hart.
Er lehrte alle, die ihn baten,
wie man vollbringt nur gute Taten.

Er lebte ehrlich und bescheiden,
wollte keinem etwas neiden,
auch nicht länger den Propheten
ihren Himmelslohn fürs Beten.

Man schätzte ihn als einen Weisen,
der durch die vielen, weiten Reisen
Geschichten zu erzählen wusste,
die man einfach hören musste.

Trotz all redlichem Bestreben
konnte er im ganzen Leben
die große Antwort nicht erfahren,
keine Zukunft offenbaren.

Wahre Wunder hat er nie gesehen,
doch glaubte er, dass sie geschehen.
Auch aus dem Himmel drang
an sein Ohr kein Chorgesang.

Keine Stimme Gottes sprach,
was sein Vertrauen niemals brach.
Er übte sich stets in Geduld,
lud auf sich keine üble Schuld.

Auf dem Sterbebette dann
erschien dem alten Mann
ein engelhaftes, reines Wesen.
So ward er doch am End' erlesen.

***

Der Nachtschwärmer

Stadt, du schönstes Lichtermeer,
bereit bin ich, die Nacht bricht an.
Ist bald auch meine Börse leer,
bin ich es doch, der's Spiel gewann.

Stadt, empfange deinen Sohn,
der dich liebt, in dir erblüht.
Erhoben auf den höchsten Thron,
obschon ich mich nie hab' bemüht.

Stadt, du machst mich unsichtbar,
wenn Damen am nächsten Morgen
sich verzehren, ganz und gar,
nach dem Arm, in dem sie geborgen.

Stadt, ich habe viele Namen,
doch keine weiß den rechten.
Gefühle gingen, wie sie kamen,
nicht eine soll mich knechten.

Stadt, an Freuden gar so reich,
die allesamt mein Herz erfüllen.
Nur der Tag macht alles gleich,
nachts darf's Ego ich enthüllen.

Stadt, dir sei mein Dank geschuldet,
in dir darf ich vergnüglich ernten.
Hast mich erschaffen und geduldet,
lässt mich erstarken am Erlernten.

***

Volksfest

Heizt an den Grill, stellt kalt das Bier,
gut portioniert liegt manches Tier
ganz frisch und roh in feinster Sud,
bis unterm Rost bereit die Glut.

Weiße Wurst, nun stark gebräunt,
hat die rechte Zeit versäumt.
Den Verzehr soll man nicht wagen,
liegt am Abend schwer im Magen.

Auf grünem Rasen tanzt man wacker,
bis er gleicht gemeinem Acker.
„Das Gesamtbild wirkt dann stimmig“,
murrt so mancher Grashalm grimmig.

Mit Schwarzbier stößt man heute an,
und wer das nicht mehr trinken kann,
der schenkt sich aus den Flaschen ein
den gepanschten rosa Sauerwein.

Gelbe Erbsensuppe ist noch da,
doch wird auch die bestimmt nicht rar.
Keinem mag die Brühe munden,
lauwarm und fad seit vielen Stunden.

Mit vollem Glase ruf ich: „Prost!“
Uns allen bleibt ja noch ein Trost.
Mein Glas ist bis zum Rand gefüllt
mit rotem Wein, der Durst gut stillt.

***

Kreisende Geier

Ist das Aas schon längst vergessen,
ziehen Geier weiter Kreise.
Vom eigenen Krächzen ganz besessen,
halten sie sich doch für weise.

Hetzen, schimpfen, böse lästern,
so wird das Kapital bewacht.
Gedankenspiele, die schon gestern
den Kreislauf fast zu Fall gebracht.

Hörig sind sie, niemals still,
Geier ehren den Verfall.
Auch wenn kein Wort mehr passen will,
sie sind laut und überall.

Glaubst du den dreisten Geiern,
liegst auch du als Aas im Staub.
Während sie die neue Mahlzeit feiern,
bleibst du unwissend und taub.

***

Wespen oder Honigbienen?

Auf den Straßen tummelt sich,
die hohlen Schädel betoniert,
mit Schimmelpilz so reich garniert,
Leiber, die nicht länger frisch.
Gammelfleisch aus alten Tagen,
von Ignoranten gern getragen.

Ideenreichtum ist verpönt,
neue Ware nicht erlaubt,
wenn sie nicht an Altes glaubt,
man hat sich so daran gewöhnt.
Fliegenschwärme als Begleiter
stimmen nur die Narren heiter.

Alter Stoff zu neuem Kleid,
ganz gleich, wie ausgeleiert,
tote Mode wird gefeiert,
wenn vom Denken man befreit.
Wespen gleichen Honigbienen,
solange sie dem Trugbild dienen.

Stilles Lob wird der erhalten,
der nicht bequem im Unrat ruht,
der noch zeigt sein rotes Blut,
der sich lossagt von dem Alten.
Erst dann wird man die Tauben sehen,
wie sie wieder ihre Runden drehen.

***

Ein Fest will gefeiert werden

Hoch, die Gläser, hoch, die Tassen,
greift doch zu, 's ist reichlich da.
Den Spaß uns nicht verderben lassen,
wir feiern, wie es immer war.

Scherzt und lacht, schaut keiner zu,
ansonsten zeigt die Trauermine.
Verwandtschaft drückt der Tränenschuh.
Auf dass sie uns recht gut bediene.

Leert die Kannen, Flaschen, Teller,
die Leich' im Grab wird es nicht neiden.
Im Sterben war ein anderer schneller,
in diesem Fall sind wir bescheiden.

Lebend blieb der Mensch allein,
wir betraten nicht sein Haus.
Da muss man schon begraben sein,
wir kommen nur zum Leichenschmaus.

Esst und trinkt und schaut euch an.
Plagt nicht dich ein Leiden?
Wer ist wohl als nächster dran?
Wir wollen uns auch festlich kleiden.

Am Grabe weint und seid bedrückt,
sonst ist gestört das Friedhofsbild.
Ist der Mummenschanz geglückt,
wird alsbald der Wanst gefüllt.

Verlasst das Schlachtfeld nach dem Fest,
den Trauernden obliegt die Bürde,
sich zu kümmern um all den Rest.
Sie tun es leidlich, doch mit Würde.

Wer kannte denn den toten Leib
als er noch mit Seel' bestückt?
Die letzte Ehr' – ein Zeitvertreib,
der wahren Trauer weit entrückt.

***

Ein hartes Los

Es ist das harte Los der ARGEN,
sich mit gemeinem Volk zu schlagen.
Kommt ein Mensch mit Bitten,
beschenkt man ihn so gern mit Tritten.

Man nimmt Beschwerden an,
beachtet sie auch dann und wann,
zuweilen wird auch stattgegeben,
schenkt dem Gewürm das Leben.

Selbstredend ist man fehlerlos.
Ist das korrekt, dann fragt sich bloß:
Warum es viele Menschen wagen
in Hoffnung auf ihr Recht zu klagen?

Die Verfassung mag man nicht,
verleiht sie doch zuviel Gewicht
dem Niederen, den man verachtet,
während der in Armut schmachtet.

Kompetenz ist nicht zu unterstellen,
denn ohne sind die Spießgesellen
scheinbar sorglos und zufrieden.
Es wird auch Menschlichkeit gemieden.

Doch es bedarf dem klaren Blick,
dass sich doch mit großem Glück
Perlen finden in dem Haufen,
die niemanden für dumm verkaufen.

An denen sollten sich die messen,
die hin und wieder dreist vergessen,
dass sie im Brot der Menschen stehen,
die sie so oft als Unrat sehen.

So darf sich nicht gewundert werden,
denn zähnefletschend werden Herden,
wenn man ihnen schlecht begegnet
und sich selbst mit Allmacht segnet.

***

Werkseinstellung

Funktionieren wie Maschinen,
sollen wir dem Ganzen dienen.
In einer Reihe gleichgeschaltet,
streng und akkurat verwaltet.

Gelegentlich wird aussortiert,
ausgetauscht, neu strukturiert.
Schrauben, absolut verbogen,
werden dennoch festgezogen.

Werkseinstellung ab Geburt,
in den Motor, der da surrt,
der manchmal hustet, keucht,
wird er von Tränen feucht.

Schleichen Viren im System,
wird es etwas unbequem.
Es verschwinden Einzelteile,
und man löscht die kranke Zeile.

Ist der Ablauf wieder hergestellt,
strahlt ein Zahnrad dann als Held.
Versteht denn dieses Rad den Lauf?
Es nimmt ihn wohl nur still in Kauf.

Ersetzbar ist ein jedes Teilchen,
es dauert nur ein kleines Weilchen,
bis ein passendes gefunden,
das artig dreht die festen Runden.

***

Walgesänge

Die See ist ruhig und leise,
kleine Wellen tragen sacht
dein Boot zum Horizont,
an dem der bleiche Mond
begrüßt die kühle Nacht.

Nach einer langen Reise
erwartet dich im Hafen
die Liebste, voller Sorgen.
Sie wartet, bis zum Morgen,
kann nicht ruhig schlafen.

Du folgst dem Bild der Sterne,
lässt dich sorglos leiten,
das Steuer fest in Händen.
Willst zum Kurs dich wenden,
hinaus zu neuen Weiten.

Hörst Walgesänge in der Ferne,
mystisch, wie im Traume.
Sie ziehen dich herbei,
die Glieder schwer, wie Blei.
Siehst nicht der Wellen Schaume.

Magst deinen Blick nur senken,
willst schlafen, alle Zeit.
Träumen auf dem Grunde,
vergessen jede Stunde
in sanfter Dunkelheit.

Aus dichten Nebelbänken
vernimmst du ihren Chor.
Zu ihnen sollst du kommen,
das Meer hat sie genommen,
wie viele schon zuvor.

Ihre schönen Engelsstimmen,
sie ziehen dich hinab,
schmeckst das kalte Salz
wie Feuer tief im Hals.
Hier ist nun dein Grab.

Die Liebste wird erklimmen
der Klippen höchstes Haupt.
Sie lässt dich nie allein,
möcht' immer bei dem sein,
den ihr die See geraubt.

***

In einer Frühlingsnacht

In einer lauen Frühlingsnacht
ist Licht am Horizont erschienen.
Jubilierend ob der hellen Pracht,
wollten wir der Freude dienen.

Wir zeigten Ehrfurcht vor den Dingen,
die da unser Herz durchdringen.
Wir zeigten Freude, wollten Frieden,
der uns Menschen nun beschieden.

In dieser lauen Frühlingsnacht,
die uns all die Ängste nahm,
sind wir Schläfer aufgewacht,
priesen Gottes starken Arm.

Er zeigte uns den Weg zum Glück,
nahm von uns, Stück um Stück,
die Mühsal einer langen Wanderschaft,
übertrug uns seine ganze Kraft.

In einer lauen Frühlingsnacht
verschlang Freude unsere Stimmen.
Im Seelenschiff sind wir die Fracht,
soll es frei von Sünde schwimmen.

Es zeigte uns ein Licht den Weg,
Asche auf dem letzten Steg.
Die Welt ist in dem Licht verschwunden,
denn Feuersbrunst schloss ihre Wunden.

***

Iss auf!

Sei schön artig, iss deinen Brei.
Vielleicht gibt man dir danach vom Braten.
Hör auf mit deiner Quengelei!
Du bist schlecht erzogen, ganz missraten.

Von wem du das bloß hast,
es bleibt unerklärlich, ist nicht zu verstehen.
Bist den Eltern eine Last,
sieh nur, wie gebeugt die beiden gehen.

Aufrecht war dein Vater,
gehorchte und buckelte, wie es sich gehört.
Deine Mutter, die war zarter,
unterwarf sich gern, auf dass sie nicht stört.

Und du willst alles ändern,
du bist ungehörig, frech und wirklich hinüber.
Da ist nichts hinter Rändern,
man schaut nur auf den Teller, nicht darüber.

Du willst dich selbst bekochen,
das Aufgewärmte ist wohl nicht gut genug.
Komm nur nie wieder angekrochen,
wenn dich der Mensch beschimpft als klug.

Dann hungere nach Wissen,
wir werden dich nicht halten, dir nichts neiden.
Wir loben jeden Bissen,
sind untertänig ergeben und ganz bescheiden.

***

Hoch-Zeit

Ein Hoch auf die Zeit,
die uns bleibt,
die uns treibt
zu handeln, nicht zu ruhen,
unser Möglichstes zu tun.

Ein Hoch auf die Zeit,
die uns entleibt,
die uns zerreibt,
wenn wir hinter ihr warten
im welkenden Garten.

Ein Hoch auf die Zeit,
die uns ordnet und reiht,
die auf uns schreibt,
mit spitzer Feder Furchen zieht
und wieder vor uns flieht.

Ein Hoch auf die Zeit,
gelobte Vergänglichkeit,
die für die Ewigkeit
unsere Seelen vorbereitet
und dann weiter vorwärts schreitet.

***

Leere Augen

Mit sengenden Worten schlugst du Wunden,
doch war dir dies nicht genug.
Du hast sie getreten, den Leib geschunden
als sie dein Kind in sich trug.

Doch zeigst du keinen Funken Reue,
sagst, sie krieche nicht vor dir.
Meinst, sie verweigere geschuldete Treue,
sahst ins Orakel aus Schnaps und Bier.

Und wagt sie einen Schritt nach vorn,
setzt sich mutig zur Wehr,
zückst du einen vergifteten Dorn,
und ihre Augen werden kalt und leer.

Jeder sieht doch deine Taten,
warum bleiben sie alle stumm?
Wollen nicht ihren Traum verraten,
lieber blind sein und dumm.

Und wagt ein Mensch den Tanz
aus den Reihen der Feigen,
straft man ihn mit Ignoranz,
wird ihm Grenzen zeigen.

Gerechtigkeit, das schöne Wort,
bleibt wohl auf der Strecke.
Der Mut des einen ist bald fort.
Leere Augen starren zur Decke.

***

Willst du nicht?

Willst du nicht wissen, was der Morgen bringt?
Ein neuer Tag bricht an,
ist bereit, von dir erfüllt zu werden,
ist bereit, dich zu leiten,
zu neuer Erfahrung,
zu neuem Wissen.

Willst du nicht reisen auf dem großen Meer?
Es gilt das Neue zu finden,
ist die See zuweilen auch rau,
ist das Wasser manchmal auch trübe.
Bleib nicht im sicheren Hafen,
denn das Schiff muss hinaus.

Willst du nicht ein Haus errichten?
Baue stabile Mauern,
aber vergiss nicht die Tür,
vergiss nicht die Fenster.
Es darf Schutz dir bieten,
doch darf es dich nicht halten.

Willst du nicht zu den Sternen fliegen?
Die Unendlichkeit kosten,
andere Welten erschaffen
und Leere füllen.
Freude sollst du erfahren,
nur verliere dich nicht.

Willst du nicht die Ernte einholen?
Angepflanzt wurde reichlich,
ist längst reif geworden
und wartet auf dein Kommen.
Genieße die Frucht
und verschwende sie nicht.

Willst du nicht zum Tanze fordern?
Hör die Klänge der Welt,
bewege dich im Takt
oder tanze deinen eigenen.
Stolpere, stürze, steh auf,
aber bleibe niemals am Boden.

***

Das Plagiat

Freiheit birgt große Gefahren,
besser scheint, sie zu verwahren.
Niemand darf sie haben,
sich an ihrer Süße laben.

Freiheit verlangt großen Mut,
doch sind andere stets auf der Hut.
Also leben wir eingeschlossen,
gleich wie in Stahl gegossen.

Freiheit bringt zu viel Freude,
die verbieten sie einfach heute.
Freie Menschen gehorchen nicht,
und andere verlieren die Übersicht.

Freiheit steht auf vielen Fahnen.
Niemand kann doch je erahnen,
dass manche Fahne als Plagiat
immer wieder Vorrang hat.

***

Eine Komödie

Und wieder ist es an der Zeit.
Kommt, ihr Narren, Possenreißer,
zum Urnengang macht euch bereit.
Somit das Lustspiel wohl gedeiht.

Die Komödianten auf der Bühne, hört,
sie schreien sich die Kehlen heiser.
Von ihren Scherzen wird betört,
wer auf missratene Pointen schwört.

Macht das Kreuz und tragt es dann,
auch wenn der Rücken bricht.
Der Intendant, der dies ersann,
wohl niemals einen Preis gewann.

Bleibt euch das Lachen stecken,
ist's doch weiter eure Pflicht,
den Witz im Leben zu entdecken
und einmal den Verstand zu wecken.

***

Ein kleiner Dienst

Lasst die Welt endlich gesunden,
hat sich lang genug geschunden
und Lebensraum frei angeboten.
Wir schenken ihr allein die Toten.

Lasst die Erde sich erholen,
wir haben ihr genug gestohlen.
Wenn man es genau bedenkt,
haben wir uns selbst erhängt.

Lasst den Planeten friedlich kreisen,
hört auf, in seine Haut zu beißen.
Besinnt euch besser auf das Leben,
statt dem Selbstmord Raum zu geben.

Lasst die Mutter etwas schlafen,
sie warnt uns mit so harten Strafen.
Wenn wir nicht Willens sind zu sehen,
werden wir lang vor ihr gehen.


 

 
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