Sven Späters Wortgrotte
 
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Dämonenstreik (Fantasy, Humor)

Wie oftmals zuvor ritten sie der Schlacht entgegen. Freunde fürs Leben, unzertrennliche Kampfgefährten, die bereits mehr als einmal die Welt vor dem Untergang bewahrt hatten – zumindest einen Teil der Welt … auf alle Fälle das ein oder andere Land. Vornweg der Ritter Thalbus von Taubenberg, ein Ausbund an Tugend und Rechtschaffenheit. Geradezu gerecht glänzten auch Rüstung und Schild im Licht der untergehenden Sonne und dem tödlichen Streich des magischen Schwertes, das er selbst beim baden nicht ablegte, war bisher kein Schurke entkommen. Ihm zur Seite standen zwei kampferprobte Abenteurer, mit denen er seit etlichen Jahren durch die Welt zog.

Es war ihre Berufung, das Übel dort zu bekämpfen, wo immer es auftauchte. Ganz gleich in welcher Form es sich zeigte, diese drei Recken wussten genau, wie solche Angelegenheiten zu regeln waren. Der Zwerg Felius Staubbart, dessen Axt schon den einen oder anderen Steingolem gespalten hatte, war dem Ritter mehr Ziehvater als Freund. Ihn kannte Thalbus seit Kindesbeinen an, als Lehrmeister in Kampftechniken und im Um-die-Wette-trinken. Felius mochte brummig sein, doch unter dem dichten Bart verbarg sich auch eine Person mit großem Herzen. Dann war da noch Varuntius Moorberg, Meistermagier der Elementargilde. Auch er war Thalbus seit den Jugendjahren ein wahrer Freund gewesen. Eine reich verzierte Robe verbarg die hagere Gestalt des etwas arrogant erscheinenden Mannes, dessen schwarzer Ziegenbart ihn deutlich als Intellektuellen auswies. In seiner Hand führte der Magier den Stab der Weisen mit sich, ein Utensil ungeahnter Macht, die nur er zu bändigen wusste.

Diesem Heldentrio folgten fünfhundert Elitesoldaten des Königs, allesamt begierig einen Teil des Ruhms zu ernten, den der bevorstehende Kampf ihnen versprach. Natürlich wollten sie alle überleben. Wem nützte schon Ehre und Anerkennung, wenn er auf dem Schlachtfeld als Futter für die Krähen zurückblieb? Eben aus diesem Grund ließen sie etwas Raum zwischen sich und den drei Anführern. Sollten die erst einmal die Lage einschätzen und handeln. Dann blieb immer noch genügend Zeit, sich todesmutig auf den Feind zu stürzen. Geschwächt war der viel besser zu überwältigen.

Allein die Zauber des Magiers konnten die Reihen des Gegners etwas lichten und den Rest in Angst und Schrecken versetzen. Trotzdem wäre es falsch, diese Soldaten als feige zu bezeichnen. Sie waren nur vorsichtig, immerhin ging es hier nicht um einige wilde Barbaren, denen man Anstand einprügeln wollte. Nein, eine echte Dämonenarmee hatte sich im Süden zusammengerottet, und mit denen war nie gut Kirschen essen. Sie griffen mit Zähnen, Klauen und gemeinen Flüchen an, wenn die regulären Waffen nicht mehr weiterhalfen. Apropos Waffen: Selbst diese entsprachen ganz und gar nicht dem üblichen Standard. Übertrieben große Äxte und Schwerter mit Dornen und vergifteten Stacheln fanden sich im Arsenal der Dämonen. Von dem grässlichen Aussehen der Ungetüme ganz zu schweigen.

Aber die Ordnung der Welt war in Gefahr. Da blieb nur der Angriff, bevor ein Flächenbrand entstand, den kein Held mehr hätte aufhalten können.

Als die Helden, gefolgt von ihren Soldaten den Landstrich erreichten, in dem sich das Böse ungehindert ausbreiten sollte, staunten sie nicht schlecht bei dem sich bietenden Anblick. Von einer Ausbreitung höllischer Energien konnte kaum die Rede sein. Weder war die Erde verbrannt, noch lagen Dörfer in Schutt und Asche. Stattdessen standen die königlichen Krieger einer großen Horde dämonischer Wesen gegenüber, die von dem Fürsten der Unterwelt persönlich angeführt wurde und die untätig in der Gegend herumlungerten.

Thalbus gebot mit einer einzigen Handbewegung seinen Soldaten Schweigen und rief: „Holla, da hat sich aber ein ganz schöner Haufen aus der Hölle gewagt. Und wie ich sehe, seid ihr vermessen genug ohne Waffen in die Schlacht zu ziehen. Ja, glaubt ihr denn mit euren Fängen und Klauen allein sei etwas auszurichten?“

In den Reihen der Tapferen brach lautes Gelächter aus.

Plötzlich hoben einige der Monster Schilder in die Höhe, auf denen in wackeliger Schrift die verschiedensten Dinge zu lesen waren: „Helden raus!“; „Wir haben die Nase voll!“; „Lasst uns in Ruhe!“; „Jeder Held nervt die Welt!“

Nun begannen die Dämonen und Ungeheuer wilde Beschimpfungen auszustoßen. Dabei reckten sie Fäuste, Hufe und Klauen in die Luft.

Vor den wütenden Mob trat der gehörnte Fürst und warf demonstrativ seinen gewaltigen Kriegshammer zu Boden. Er allein hatte eine Waffe getragen, die nun ungenutzt im Staub lag.

Seht ihr das?“, fragte der Fürst den Helden und sein Gefolge. „Seht ihr Menschen, was ihr angerichtet habt? Immer wieder kehren wir auf die Erde zurück und ihr haut uns in Stücke. Wir verschwinden, pflegen unsere Wunden und starten einen neuen Versuch, zumindest ein winzig kleines Stückchen Erde zu erobern. Ihr tut doch nichts anderes, wenn Kriege geführt werden. Aber nein, kaum sind die Dämonen da, schon verbünden sich alle verfeindeten Königreiche und ziehen gemeinsam in den Kampf.“

Der Dämonenfürst schüttelte mit einer Miene der Enttäuschung sein mächtiges Haupt.

Es nervt. Wisst ihr, wie enttäuscht ich bin? Von wegen: Ordnung und Chaos müssen im Gleichgewicht bleiben. Bla, bla, bla. Wo, bitte schön, haben wir denn ein Gleichgewicht?“

Er schnaubte verächtlich: „Sobald sich auch nur der armseligste Dämon in einem verlassen Winkel der Welt regt, zieht sogleich ein Heldentrupp durch die Lande, gefolgt von einer Schar Fanatiker und macht ihm den Garaus. Es bringt einfach keinen Spaß mehr. Hier ist mein Hammer, nehmt das Ding und hängt es an irgendeine Wand. Mir egal. Wir Bewohner der Unterwelt lassen uns nicht länger von euch Heldenpack herumschubsen. Wir geben auf!“

Aber … aber ...“, stammelte der Ritter, dem diese Vorwürfe neu waren. Nie und nimmer hatte er damit gerechnet, man könnte Ungetüme beleidigen, indem man sie dorthin schickte, wo sie nun einmal hingehörten. Wo käme man denn hin, wenn die Dämonen und Monster einfach frei auf der Welt umherstreifen würden? Ohne bekämpft zu werden? Nein, das gehörte sich nicht.

Aber … so ist eben der Lauf des Schicksals. Ihr müsst mit uns kämpfen, damit wir euch alle besiegen können. Wo sollen denn Ruhm und Ehre herkommen, wenn nicht durch das erschlagen finsterer Wesen?“

Ein bitteres Lachen drang aus der Kehle des Gehörnten: „Ja, da sieht man es wieder. Immer nur ich, ich, ich. Denkt ihr Helden auch daran, wie es uns dabei geht? Wie wäre es denn für euch, wenn man euch immer und immer wieder besiegen würde. Unsere Angriffe sind doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ein schlechtes Schmierentheater ist das. Jawohl, ein Schmierentheater. Wir dienen nur dazu, dass ihr euch mit dem Abschlachten unserer Art brüsten könnt. Damit ist jetzt Schluss. Wir werden nicht mehr kämpfen, unterjochen oder vernichten. Nichts da. Wir gehen einfach zurück in unsere Unterwelt und dann könnt ihr sehen, wie ihr ohne ernsthafte Gefahr fertig werdet.“

Die Augen des Gehörnten trafen sich mit denen des Ritters und Thalbus erkannte um den Mund seines Erzfeindes ein gemeines Lächeln als dieser ein wenig belustigt sagte: „Fragt sich natürlich, ob dann überhaupt noch Helden gebraucht werden. Für die normalen Kriege seid ihr euch doch zu fein. Bei euch muss es ja gleich um etwas Überdimensionales gehen. Ach, mich soll das nicht länger kümmern.“

Mit diesen letzten Worten verließ der Dämonenfürst die Welt, gefolgt von seinen Untergebenen. Zurück blieben die ratlosen Helden, deren Taten in Zukunft zu unwichtig für die Lieder der Barden sein würden.


 
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