Sven Späters Wortgrotte
 
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Kukident-Lachen (Realsatire)

Alles ist falsch.

Die Welt, die Menschen, das Leben. Überall ist alles falsch. Natürlich wäre es mir wesentlich lieber, hätte ich diese Meinung nicht zu vertreten, aber ich kann mich einfach nicht dazu entschließen, meine Augen von der Wirklichkeit abzuwenden. Tagein, tagaus darf ich mitansehen, wie verlogen man sich gibt. Wie schrecklich unehrlich jeder zu jedem ist.

Sehe ich eine Nachbarin, wie sie gerade eingehend meinen Hof inspiziert und öffne das Fenster, um einen guten Morgen zu wünschen, wird entweder übertrieben freundlich zurück gegrüßt oder – und das ist wesentlich häufiger der Fall – sie zieht ihren Giraffenhals schnell wieder zurück, dreht sich mit hoch rotem Kopf um und eilt davon. Das Gesehene muss wohl rasch in irgendwelche Bücher eingetragen werden, damit die Kritikpunkte nicht vergessen werden. Ein Mensch hat so zu leben, wie es ihm die Nachbarschaft vorschreibt. Da zählt keine persönliche Entwicklung, kein eigener Geschmack. Nein, man hat sich einzuordnen, anzupassen – zu unterwerfen.

Es ist übrigens erstaunlich, über welche Länge menschliche Hälse verfügen, werden sie zu Spionagezwecken eingesetzt. Bevor sich jemand um den eigenen Seelendreck kümmert, scheint es viel verlockender zu sein, den Schmutz auf einem Nachbargrundstück auszukundschaften und sich darüber aufzuregen. So wird wohl verdrängt, wie jämmerlich das eigene Leben im Grunde ist. Abgesehen davon braucht es immer wieder neuen Gesprächsstoff, wenn man sich auf dem Friedhof zusammenrottet.

Auch das ist so eine Sache, die ich einfach nicht verstehen möchte. Zuweilen glaube ich, dass manche Leute richtig erleichtert darüber sind, sich um mindestens ein Grab auf dem örtlichen Friedhof kümmern zu müssen. Trauer um die Toten ist Fehl am Platz, dazu fehlt zwischen all dem Plaudern die Zeit. Man trifft sich – rein zufällig natürlich – und nutzt die Gelegenheit, über alle möglichen Sachen zu reden. Weltgeschehen und Politik werden nur dann angesprochen, wenn es um persönliche Interessen geht. Ansonsten gibt es ja genügend Leute, über die es sich herzuziehen lohnt. Hin und wieder wird auch von Festen berichtet und fröhlich gelacht.

Etwas unpassend im Ambiente eines Totenackers, aber das ist meine Ansicht und die zählt nicht. Immerhin gehöre ich zu denen, über die man spricht. Nun, so setzt man mir unbeabsichtigt ein Denkmal. Auch schön.

Friedhöfe eignen sich hervorragend, den neuesten Klatsch zielsicher und flächendeckend zu verbreiten. Andere Möglichkeiten, wenn auch nicht in jeder Ortschaft vorhanden, sind Bäcker und Fleischer. Man kennt sich, man weiß alles über jeden, man spricht miteinander. Vorwiegend über die, die nicht anwesend sind. Betritt einer der Gesprächsstoffe plötzlich den Laden, wird rasch das Thema gewechselt. Dann darf es auch immer ein bisschen mehr sein.

Aber bleiben wir noch einen Augenblick bei den Friedhöfen. Immer wieder denke ich darüber nach, was diese Grab-Groupies dazu veranlasst, sich dort in vergnüglicher Runde zu treffen. Die Antwort werde ich nie erfahren. Ist es das Wissen, dass man selbst nicht mehr allzu viel Zeit auf der Erde, sondern in Bälde darunter verbringen wird? Schaut man sich auf seinem zukünftigen Wohnplatz eingehend um und sorgt schon jetzt für ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis?

Nie weiß man, wer neben einem begraben wird. Es könnte ja jemand sein, mit dem man sich gar nicht gut versteht, den man verachtet. Und dann? Beschwerden werden dann nicht mehr erhört. So bliebe die Ewigkeit neben einem derer, die nie dazu gehört haben. Wohl eine schreckliche Vorstellung.

Selbstredend werden Leute gestört, die tatsächlich gerade trauern möchten, aber das können die ja zu Hause machen. Was müssen die für sowas auch auf einen Friedhof gehen?

Rücksicht ist so eine Sache, die nur dann wichtig wird, wenn einem selbst mit Rücksichtslosigkeit begegnet wird. Ansonsten wird sich nicht weiter darum gekümmert.

Solange das Kukident-Lachen gesichert bleibt, ist alles in bester Ordnung.

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