Sven Späters Wortgrotte
 
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Mein Traumfeind (Horror)

Dichte Nebelschwaden am Boden lassen mich den Weg durch die schwarzen Bäume nur erahnen. Ich weiß, dass ich nicht warten darf. Ich weiß, dass ich schnell sein muss. Ein Mond am nachtblauen Himmel der nicht genügend Licht spendet. Zu wenig für meine Flucht. Genug für ihn, der mich verfolgt.

Kalte Krallen legen sich um meine Gedanken, zwingen mich dazu, der Stimme zu lauschen. Er ist hier. Er redet. Worte, die für mich keinen Sinn ergeben, doch mein Geist wendet sich ihnen zu, wird von diesen Sätzen gequält.

Ich schreie: „Lass mich in Ruhe! Verschwinde! Das hier gebe ich nicht auf! Geh weg!“

Nichts hält ihn von seiner Jagd ab, meine Kraft schwindet und ich kann nichts weiter tun als in diesem Traum vor ihm zu fliehen. Denn der Traum ist alles, was mir noch bleibt.

Seine Worte haben mich verwundbar gemacht, haben mir die Energie geraubt. Nun möchte ich in Träumen zu Kräften kommen.

Er lässt mich nicht.

Unerbittlich streift er durch diesen schwarzen Wald. Hin und wieder sehe ich seinen Schatten zwischen den Bäumen. Diese hagere Gestalt, eingehüllt in ein schwarzes Gewand. Gesten, die mir Schaden zufügen und immer wieder diese Worte. Diese schrecklichen, meinen Verstand marternden Worte.

Hau ab!“

Mein Schreien ist heiser. Es erstirbt im kalten Wind, der mit den toten Ästen spielt. Sie winken mir zu als wollten sie mir einen Weg zeigen. Einen Ausgang aus diesem Land der Träume in das nächste. Vielleicht kann er mich dort nicht mehr aufspüren.

Dann wäre ich frei. Frei!

Wo sind die anderen? Wo ist meine Familie?

Ich bin allein. Er hat sie mir alle genommen. Sie alle. Er hat sie vertrieben, sie von mir getrennt. Wo auch immer sie stecken, niemand von ihnen wird mir zu Hilfe kommen können, denn er ist zu stark.

Ja, wir unterschätzten ihn, dachten, alles unter Kontrolle zu haben.

Schwer werden meine Schritte. Seine Anwesenheit schlägt mir als geheiligter Pesthauch entgegen. Die Stimme erklingt. In den Abgrund will sie mich ziehen, mein Schädel droht zu bersten unter dem Druck der eigentümlichen Formeln, die mein Verfolger zischt.

Nein! Nein! Du kannst mich nicht vertreiben! Verschwinde! DU … KANNST … MICH … NICHT … VERTREIBEN!“

Oh, er kann es wohl, aber das lasse ich ihn nicht wissen.

Namen. Er schleudert mir Namen entgegen. Namen, die mich verbrennen.

Langsam spüre ich, wie die Traumwelt, in der ich mich sicher wähnte, zu seiner Welt wird. Er übernimmt die Kontrolle. Meine Kraft schwindet, die seine wächst.

Der Körper ist nicht länger sicher, die Träume können mir keinen Schutz mehr bieten.

Eine Lichtung inmitten des dichten Waldes. Dort stehen keine toten Bäume, die mich schützen können. Ich möchte nicht auf diese Lichtung treten, doch die Baumreihen weichen zurück. Bleibt! Meine Gedanken rasen, gebieten, doch die Bäume hören nicht länger auf mich. Es bleibt nur mehr das graue Gras unter meinen Füßen und wenige Schritte vor mir steht ER. Seine Augen sollten Zorn zeigen, doch sie zeigen Liebe. Seine Stimme sollte voller Hass sein, aber sie ist nur traurig. Dennoch schreit er mich an, wütet in meinem Geist.

Sein Wille ist stark, so unglaublich stark. Sein Glaube ist durch nichts zu erschüttern. Mir bleibt allein die Flucht.

Tobend verlasse ich den Traum. In meiner rasenden Wut bemerke ich nicht den Spiegel, den er in den Händen hält und auf dessen Vorderseite ich zusteuere.

Zu spät, ich kann nicht mehr ausweichen. Aus dem Traum, den ich zu meinem gemacht hatte und den er mir entrissen hat, stürze ich in eine Welt aus Widersprüchen. Hier werde ich gefangen sein. Selbst das Zerbersten des Spiegels kann mich nicht befreien.

Lange Zeit verbringe ich in der anderen Welt als Gefangener. Ich sehe mir an, wie das kleine Mädchen, das mir in ihrer Seele ein Zuhause gegeben hatte, zu einem Teenager wird. Dann zu einer jungen Frau. Ich beobachte sie, wenn sie sich vor spiegelnden Oberflächen aufhält. Nein, erreichen kann ich sie nicht, aber ich kann sie beobachten. Dieses junge Ding, deren Träume ich heimgesucht hatte, deren Körper ich bewohnt hatte.

Ja, sie war mein Heim gewesen, ihre Träume meine Nahrung und die Quelle meiner Kraft. Nun ist sie für immer verloren. Hin und wieder besucht sie der Priester, der mich austrieb. Mich und meine Familie in die Verbannung schickte. Ich hasse ihn, verwünsche ihn, doch meine Macht ist gebrochen.

Eines Tages wird er auf andere Dämonen treffen und diese werden aus meinem Schicksal gelernt haben. Ich wünsche mir, dass der Priester an diesem Tag vor einem Spiegel steht.


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